Marcel Proust war ein äußerst produktiver Briefschreiber. Für den Dichter, der häufig ans Bett gefesselt war, trat der Brief oft an die Stelle des persönlichen Gesprächs. In seinen Korrespondenzen erleben wir den Autor von den verschiedensten Seiten: als Schriftsteller, der mit seinem Verleger bis buchstäblich zum letzten Atemzug um jede Zeile seines Werkes kämpft. Als mutigen Literaten, der im Skandalprozess um den jüdischen Hauptmann Dreyfus früh das Wort ergreift und sich für den zu Unrecht Verurteilten einsetzt. Als Muttersohn und als Werbenden in homoerotischen Freundschaften. Immer wieder brilliert Proust auch als witziger Erzähler mit Blick fürs skurrile Detail. Wie er sich verzweifelt gegen Handwerkerlärm aus der Nachbarwohnung zur Wehr setzt oder auf groteske Finanztransaktionen einlässt, gehört zu den amüsantesten Aspekten dieser Korrespondenz.
Diese erste umfassende deutsche Briefausgabe mit ihren annähernd 600 Briefen an Freunde, an die Mutter, an Schriftstellerkollegen, Gesellschaftsmenschen, Kritiker und Verleger dokumentiert aus Prousts unzensiert-privater Sicht seine ganze Entwicklung von den frühen literarischen Fingerübungen bis hin zur Vollendung der Recherche. Einleitung, ausführliche Stellenkommentare, Zeittafel, Kurzporträts aller Briefempfänger und Register erschließen die Briefe und damit das faszinierende Panorama einer ganzen Epoche.
Diese erste umfassende deutsche Briefausgabe mit ihren annähernd 600 Briefen an Freunde, an die Mutter, an Schriftstellerkollegen, Gesellschaftsmenschen, Kritiker und Verleger dokumentiert aus Prousts unzensiert-privater Sicht seine ganze Entwicklung von den frühen literarischen Fingerübungen bis hin zur Vollendung der Recherche. Einleitung, ausführliche Stellenkommentare, Zeittafel, Kurzporträts aller Briefempfänger und Register erschließen die Briefe und damit das faszinierende Panorama einer ganzen Epoche.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Immerhin 572 der schätzungsweise 90000 Briefe Marcel Prousts liegen nun in einer vorbildlich editierten und kommentierten Ausgabe durch Jürgen Ritte auf Deutsch vor, schwärmt Andreas Isenschmidt. Der Rezensent taucht fasziniert in die Lebenswelt des Autors, der die letzten siebzehn Lebensjahre krankheitsbedingt überwiegend im Bett verbrachte und in den Nachtstunden Briefe an seine Freunde verfasste. Die Briefe erscheinen Isenschmidt wie "gesellige Monologe", in denen Proust seinen Korrespondenten Schmeicheleien und Liebesbekundungen ebenso wie Kritik und Streitigkeiten "bis an die Grenze der Peinlichkeit" schrieb, über seinen Gesundheitszustand informierte und insbesondere in den an Salonkonversationen erinnernden Briefen an Genieve Straus mit seinem "funkelnden" Witz und "sprühendem" Geist überzeugte. Darüber hinaus staunt der Kritiker, wie früh Proust bereits mit dem virtuosen Spiel der Stilimitationen und -parodien begann. Während der Autor seine Homosexualität in den Briefen kaum thematisiert, erhält der Rezensent einige Einblicke in den Entstehungsprozess der "Recherche". In jedem Fall kann Isenschmidt diese Edition nachdrücklich empfehlen.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»Eine prächtige Auswahlausgabe ...« Stefan Zweifel Neue Zürcher Zeitung 20170213








sv_optimiert.jpg)