Der vorliegende Band der Reihe "Dialektische Studien" enthält 101 Briefe aus Beständen des Adorno-Archivs bzw. der privaten "Sammlung Lenk". Erläuternde Anmerkungen sowie ein Anhang, der diejenigen der im Briefwechsel erwähnten Texte enthält, die nicht mehr zugänglich sind, ergänzen die Sammlung. Eine Vorbemerkung sowie ein Vortrag über "Kritische Theorie und surreale Praxis" ordnen die vergangenen Ereignisse aus der Sicht der Herausgeberin in die heutige Zeit ein.Der Briefwechsel hatte einen unspektakulären Anlass: Er war nötig geworden, weil Elisabeth Lenk, Adornos soeben dem Examen entronnene Schülerin, von Frankfurt weg ging, um in Paris weiter zu studieren und zu promovieren. Wir sehen beide Briefpartner in die Zeitereignisse verstrickt: Elisabeth Lenk, SDSIerin der ersten Stunde, lernt in Paris André Breton und die surrealistische Gruppe, dann die Situationisten kennen und berichtet schließlich, als Lektorin an der Universität Nanterre, aus nächster Nähe von den Mai-Ereignissen. Adorno seinerseits erscheint als jemand, der von allen Seiten angefordert, aber auch angegriffen wird, immer bereit, die Schläge auf elegante Weise zu parieren, nie beleidigt, immer sachlich, aber gegen Ende doch auch sehr gehetzt, verletzt und erschöpft.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Mit Interesse verfolgt Lorenz Jäger die Entwicklung von der glühenden Identifizierung der Briefpartnerin und Herausgeberin mit dem großen Ted Adorno bis zu dem Moment, da sich die Briefe nurmehr noch um pragmatische Fragen hinsichtlich Gutachten und Prüfungen drehen. Die stark subjektive Färbung der Kommentare allerdings ist schuld, dass Jäger oft lieber gleich die Erläuterungen gelesen hat. So ungerecht und nachtragend, ja verstiegen sich Lenk hier nicht selten gibt, schreibt er, so lebendig lesen sich ihre Ausführungen über die Berliner Szene um Peter Szondi oder den Pariser Kreis um Andre Breton. "Nicht dass es keine bedeutenden Briefe gäbe" - zeitdiagnostisches Informatives über eine französische Kommune z.B., interessanter aber scheint doch wie immer der Klatsch.
© Perlentaucher Medien GmbH
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