»Noch von den 'Besten' wird der Jude - und das ist ja nichts als eine Gestalt des Menschlichen, aber immerhin eine Gestalt - nur allzu gerne als Subjekt aufgehoben und zum Objekt pervertiert«, schreibt Paul Celan im Jahr 1961 an Peter Szondi. Der Dichter und der Literaturwissenschaftler hatten einander 1959 in Paris kennengelernt. Sie wechselten - von Zürich, Berlin, Göttingen und Paris aus - bis zu Celans Tod im Jahr 1970 über 150 Briefe, Postkarten, Telegramme und Widmungen, die nun erstmals vollständig und kommentiert vorliegen.
Die Goll-Affäre, in der Szondi Celan entschieden verteidigte, ihrer beider Judentum, Celans Depression und das Verständnis von Celans Gedichten, vor allem aber die ethischen Ansprüche, die Szondis literarischer Hermeneutik zugrunde liegen - das alles kommt zur Sprache. Mit seinen Celan-Studien (1972 postum erschienen) konnte Szondi daher früh die Frage nach der Biographie in Celans Werk stellen, und gerade weil er an dessen Leben teilhatte, erkannte er die kritische, sprachliche Individualität seiner Gedichte. Noch darüber hinaus aber ist diese Korrespondenz das Dokument einer großen, stets gefährdeten Freundschaft, die einen Dritten mit einschloß: Jean Bollack, den Gräzisten und Philosophen in Paris. Auszüge aus den Briefen an ihn und von ihm konturieren die Korrespondenz durch eine gewichtige, bald teilnehmende, bald kommentierende Stimme.
Die Goll-Affäre, in der Szondi Celan entschieden verteidigte, ihrer beider Judentum, Celans Depression und das Verständnis von Celans Gedichten, vor allem aber die ethischen Ansprüche, die Szondis literarischer Hermeneutik zugrunde liegen - das alles kommt zur Sprache. Mit seinen Celan-Studien (1972 postum erschienen) konnte Szondi daher früh die Frage nach der Biographie in Celans Werk stellen, und gerade weil er an dessen Leben teilhatte, erkannte er die kritische, sprachliche Individualität seiner Gedichte. Noch darüber hinaus aber ist diese Korrespondenz das Dokument einer großen, stets gefährdeten Freundschaft, die einen Dritten mit einschloß: Jean Bollack, den Gräzisten und Philosophen in Paris. Auszüge aus den Briefen an ihn und von ihm konturieren die Korrespondenz durch eine gewichtige, bald teilnehmende, bald kommentierende Stimme.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Der Briefwechsel des Literaturwissenschaftlers Peter Szondi mit dem Lyriker Paul Celan ist vor allem das "Zeugnis einer Freundschaft" zweier Holocaust-Überlebender, erklärt Alexander von Bormann. Bis zu ihrem Freitod 1970 bzw. 1971 tauschten sich Celan und Szondi über Termine, Begegnungen und Lektüreerfahrungen aus und ließen dabei nur selten die "Tiefe der Probleme" aufscheinen, die eher "verdeckt" in den Briefen vorkommen, wie Bormann feststellt. Neben der Korrespondenz der beiden Freunde enthält der Band auch Briefe des befreundeten Ehepaars Jean und Mayotte Bollack, die der Rezensent als ebenso "unentbehrlich" preist wie den ausführlichen, "hochinteressanten" Anmerkungsapparat von Herausgeber Christoph König, in dem alle in den Briefen vorkommende Namen und Hintergründe erläutert werden. Auch das Nachwort lobt Bormann als "kundig" und findet darin vor allem deutlich gemacht, wie "empfindlich und präzise" die Korrespondenzpartner "aufeinander reagierten", wie sich z. B. anhand der gegen Celan gerichteten Rufmord-Affäre um Karl Goll zeigt. Besonders beeindruckt haben den Rezensenten die Briefe aus den 60er Jahren, aus denen er, wie er schwärmt, am liebsten "alles zitieren möchte". Insgesamt preist er den Band als ein "wichtiges" Stück "Literatur- und Zeitgeschichte", das "berührt".
© Perlentaucher Medien GmbH
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