Familientyrann oder begnadeter Seelenarzt?
Selbstverliebter Egoist, Familientyrann, Frauenheld mit peinlichen Manieren und kindischen Ausbrüchen - an keiner Person in der Geschichte der modernen Seelenkunde scheiden sich die Geister wie an dem Schweizer C.G. Jung; keiner provozierte in gleichem Maße Hass und Bewunderung wie diese Ikone der Psychoanalyse.
»Ich bin, wie ich bin«, mit diesen Worten beschreibt Deirdre Bair das Selbstbild von C.G. Jung. Sie folgt den Lebensspuren jenes Mannes, der mitBegriffen wie »Anima« und »Animus«, »Archetypus«, »kollektives Unbewusstes« oder »Komplex« das heutige Bild von der menschlichen Seele geprägt hat. Deirdre Bair verbindet die faszinierende Entwicklung des Therapeuten und großen Gegenspielers von Freudmit seinem privaten Leben: seine angebliche Menage à trois mit Ehefrau Emma und der Geliebten Toni Wolff, die schwierige Beziehung zu seinen Kindern, sein gebrochenes Verhältnis zu gesellschaftlicher Konformität, seine ungebrochene Kindlichk
Selbstverliebter Egoist, Familientyrann, Frauenheld mit peinlichen Manieren und kindischen Ausbrüchen - an keiner Person in der Geschichte der modernen Seelenkunde scheiden sich die Geister wie an dem Schweizer C.G. Jung; keiner provozierte in gleichem Maße Hass und Bewunderung wie diese Ikone der Psychoanalyse.
»Ich bin, wie ich bin«, mit diesen Worten beschreibt Deirdre Bair das Selbstbild von C.G. Jung. Sie folgt den Lebensspuren jenes Mannes, der mitBegriffen wie »Anima« und »Animus«, »Archetypus«, »kollektives Unbewusstes« oder »Komplex« das heutige Bild von der menschlichen Seele geprägt hat. Deirdre Bair verbindet die faszinierende Entwicklung des Therapeuten und großen Gegenspielers von Freudmit seinem privaten Leben: seine angebliche Menage à trois mit Ehefrau Emma und der Geliebten Toni Wolff, die schwierige Beziehung zu seinen Kindern, sein gebrochenes Verhältnis zu gesellschaftlicher Konformität, seine ungebrochene Kindlichk
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
"Diese gewiss umfassende Biografie des Psychoanalytikers C.G. Jung ist, wie die Rezensentin Bettina Engels hervorhebt, auch eine Verteidigung Jungs gegen das Vorurteil, das ihn immerzu mit Sigmund Freud in Verbindung bringt, und zwar als dessen Schüler. Das nämlich war er nur kurze Zeit, und zugrunde lag der Annäherung eine Werbung Freuds, der von Anfang an zu übersehen geneigt war, dass Jung die Zentralstellung der Sexualität für die psychische Entwicklung nie mitmachen wollte. Darüber hinaus erlebte der Psychiater Jung den Psychoanalytiker Freud als an der Psychiatrie selbst, aber auch an allen ihm so wichtigen spirituellen Fragen reichlich desinteressiert. Der Bruch war nur die logische Konsequenz - und die theoretische Eigenständigkeit Jungs trete dann erst recht zu Tage. Deirdre Bair macht um C. G. Jungs Antisemitismus keinen Bogen, so Engels, tendiert allerdings dazu, schon Freuds Begeisterung für den "Christen und Pastorensohn" als verschobenen Antisemitismus zu betrachten. Manche Unappetitlichkeit der 30er Jahr leugne Bair dagegen nicht. Neben dem jedenfalls in der Rezension zentralen Punkt von Jungs Verhältnis zu Freud stellt die Biografin aber auch die anregende Herkunft des Psychoanalytikers dar, der vom Vater mit der Reformpsychiatrie, von großväterlicher Seite aber mit allerhand Okkultem in Kontakt gebracht wurde. Insgesamt verleiht Engels dem Buch das Prädikat "beeindruckend".
© Perlentaucher Medien GmbH"
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"Deirdre Bairs Buch zeichnet sich durch gründliche Recherche, Genauigkeit und Faktenreichtum aus - kaum vorstellbar, dass jemals eine andere Jung-Biographie an dieses Werk heranreichen wird." New York Times
