Marcela, in Europa gestrandete kubanische Fotografin, gelingt in der neuen Welt alles, was sie anpackt. Dennoch will sie sich von ihrem Erfolg nicht knechten lassen. Sie flieht vor dem Ruhm und widmet sich lieber den Dingen, die ihr wichtiger sind. Unter ihren zahlreichen kubanischen Freunden, die weltweit verstreut im Exil leben, ist sie diejenige, die über die Erinnerungen an die zurückgelassene Welt wacht. Sie ist die Regentin über das kollektive Gedächtnis an eine Zeit, die unwiederbringlich verloren ist. Aber Marcela ist auch eine gefangene Königin. Gefangen in den Gedanken an die Vergangenheit und an ein totgeschwiegenes Verbrechen. Gefangen in ihren Träumen, in denen noch immer jenes verhängnisvolle Bündel von Briefen schwelt, die eine Tragödie ausgelöst haben. Gefangen auch von ihren fünf Sinnen, die sich als Kerkermeister vor ihr Liebesleben stellen. Und nicht zuletzt von der Weissagung eines alten Santería-Priesters, die das düstere Verhängnis ihres Lebens vorausahnt.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Der Rezensent Florian Borchmeyer nimmt die deutsche Veröffentlichung des Hauptwerkes der einst linientreuen und dann doch in den Westen geflohenen und dementsprechend umstrittenen kubanischen Autorin Zoé Valdés zum Anlass, ihre literarischen Qualitäten jenseits der ideologischen Konfliktlinien zu überprüfen. Dabei entdeckt er ein bizarres, aber nicht uninteressantes "skurriles Hybridwesen, dessen Existenz man eigentlich gar nicht für möglich hielte: ein hochintellektueller Dreigroschenroman mit dem Anspruch anticastristischer Erbauungsliteratur". Die Inhaltszusammenfassung, die der Rezensent liefert, wirkt jedenfalls schon reichlich bizarr, die Form der Erzählung tut ihr übriges. "Bedeutende Literatur" ist das nach Meinung des Rezensenten zwar nicht, doch auch wenn hier "nichts so recht zueinanderzupassen scheint, verursacht jeder Schluck aus seinen Tassen ein schwer zu leugnendes Lesevergnügen". Dazu beigetragen hat sicher auch die Leistung des Übersetzers Klaus Laabs, von der Borchmeyer sehr angetan ist.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
