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Canossa war keine Wende. Canossa führte zu keiner Entzauberung der Welt. Dieses Canossa war ein Mythos, eine Legende. Tatsächlich schlossen Papst Gregor VII. und König Heinrich IV. in Canossa einen Friedensvertrag. Erinnerungsunkritische Kritik wollte diesen Pakt in Zweifel ziehen, als "neue Legende" voreilig dem Vergessen überantworten. Die vorliegende Streitschrift setzt sich mit dieser Kritik auseinander und zeigt, wie auch die gegenwärtige Geschichtsforschung der Modulationsmacht des Gedächtnisses ausgeliefert ist und damit zu Fehlurteilen führt. Sie verweist auf wesentliche Inhalte und…mehr

Produktbeschreibung
Canossa war keine Wende. Canossa führte zu keiner Entzauberung der Welt. Dieses Canossa war ein Mythos, eine Legende. Tatsächlich schlossen Papst Gregor VII. und König Heinrich IV. in Canossa einen Friedensvertrag. Erinnerungsunkritische Kritik wollte diesen Pakt in Zweifel ziehen, als "neue Legende" voreilig dem Vergessen überantworten. Die vorliegende Streitschrift setzt sich mit dieser Kritik auseinander und zeigt, wie auch die gegenwärtige Geschichtsforschung der Modulationsmacht des Gedächtnisses ausgeliefert ist und damit zu Fehlurteilen führt. Sie verweist auf wesentliche Inhalte und Ziele des Vertrags von Canossa, den wechselseitigen Schutz der Ehre von Papst und König, die angestrebte Konsenserneuerung im Reich der Deutschen, zeigt aber auch sein Scheitern durch die Uneinigkeit der Führungseliten dort und in der Lombardei. Nicht Heinrichs Rekonziliation in Canossa, nicht die Kirchenreform, kein nach Weltherrschaft greifender Papst brachten die Wende, den Auftakt zu einem durch annähernd dreihundert Jahre immer wieder erneuerten, konfliktträchtigen Gegenkönigtum im römisch-deutschen Imperium, sondern interne Konflikte, der Hader unter den Deutschen.
Autorenporträt
Johannes Fried ist Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Frankfurt. Er war von 1996 bis 2000 Vorsitzender des Verbandes der Historiker Deutschlands. 1995 erhielt er für sein Werk "Der Weg ins Mittelalter" den Preis des Historischen Kollegs.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Mit Nachdruck möchte Rezensent Michael Borgolte diese von dem Frankfurter Historiker Johannes Fried verfasste Streitschrift über die Vorgänge auf der Burg "Canossa" empfehlen. Dem Deutungsreichtum um den Bußgang König Heinrichs IV. zu Papst Gregor VII. im Jahre 1077 setze Fried eine Faktengeschichte entgegen, die auf der von ihm entwickelten Methode der "Memorik" beruhe. Und so weise der Historiker anhand der ältesten, möglichst "unmittelbaren" und somit nicht durch Erinnerungen verfälschten Zeugnisse nach, dass der König und der Papst nach der Buße und Rekonziliation Heinrichs einen Friedenspakt geschlossen hätten, um gemeinsam die Streitigkeiten im Reich zu überwinden. Der Kritiker lobt nicht nur die "kritische Akribie", mit der Fried die zahlreichen Quellenhinweise überprüfe und teilweise in Frage stelle, sondern ist auch überzeugt, dass nachfolgende Arbeiten an den neuen Erkenntnissen dieser treffenden Argumentation nicht vorbei kommen werden.

© Perlentaucher Medien GmbH
Kein Zweifel: Johannes Fried hat eine neue und umstürzende Deutung der Vorgänge um Canossa mit einer in sich stimmigen Argumentation vorgelegt, die kein ernst zu nehmender Historiker vom Tisch wischen kann. Man mag bedauern, dass er dies in einer Streitschrift getan hat, die seine Gegner zu wenig überlegten Repliken herausfordern könnte. Deren Anspruch muss nun aber sein, Fried auf dem neuen Feld der "Memorik" zu widerlegen. Michael Borgolte in Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. Juni 2012 http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/sachbuch/johannes-fried-canossa-kein-bussgang-sondern-friedensfest-11793076.html