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Wenn sich Commissario Montalbano bisher auf etwas verlassen konnte, dann war es die Mafia. Diese hat - durch und durch sizilianisch wie er selbst - wenigstens ihre Prinzipien. Das denkt der Commissario zumindest, bis er sich mit dem aufsehenerregenden Mord an einem landesweit gesuchten Verbrecher beschäftigt. Daß es sich hier nicht um eine gewöhnliche Tat der Mafia handelt, wird Commissario Montalbano in dem Moment klar, als er bei seinen Nachforschungen durch Zufall auf ein weiteres, fünfzig Jahre zurückliegendes Verbrechen stößt. In einer Höhle entdeckt er - scheinbar kultartig inszeniert -…mehr

Produktbeschreibung
Wenn sich Commissario Montalbano bisher auf etwas verlassen konnte, dann war es die Mafia. Diese hat - durch und durch sizilianisch wie er selbst - wenigstens ihre Prinzipien. Das denkt der Commissario zumindest, bis er sich mit dem aufsehenerregenden Mord an einem landesweit gesuchten Verbrecher beschäftigt.
Daß es sich hier nicht um eine gewöhnliche Tat der Mafia handelt, wird Commissario Montalbano in dem Moment klar, als er bei seinen Nachforschungen durch Zufall auf ein weiteres, fünfzig Jahre zurückliegendes Verbrechen stößt. In einer Höhle entdeckt er - scheinbar kultartig inszeniert - die skelettierten Leichen eines Mannes und einer Frau in inniger Umarmung, bewacht von einem lebensgroßen Schäferhund aus Terracotta . . .
Es ist ein mysteriöses Rätsel der Vergangenheit, zu dessen Lösung Andrea Camillieri seinen Commassirio auf eine Reise in das Sizilien der Nachkriegszeit schickt, ausgestattet mit dem typisch sizilianischen Humor. Zwar handelt es sich um einen Humor voller Skepsis, doch er hilft dabei, in einer Welt zu überleben, die - auch wenn sie eine erfundene Welt ist - sich nicht allzusehr von der Wirklichkeit unterscheidet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.09.2000

Gut gebellt
Andrea Camilleri fahndet nach dem Hund aus Terracotta

Italo-Krimis sind in Mode. Man hat den Eindruck, daß jeder deutsche Publikumsverlag darum bemüht ist, sich wenigstens einen der italienischen Autoren zu sichern. Der Lübbe Verlag bringt mit "Der Hund aus Terracotta" den zweiten Roman des 1925 in der sizilianischen Küstenstadt Porto Empedocle geborenen Andrea Camilleri heraus. Der Autor, Drehbuchverfasser und Regisseur, Dozent an der Accademia d'arte drammatica Silvio d'Amico in Rom, hat einen Sinn für Expositionen. Ein Mafiosi läßt sich von Commissario Montalbano verhaften, um sich vor der Liquidierung durch die Konkurrenz zu schützen, wird natürlich doch umgebracht, verrät im Sterben dem Kommissar ein Geheimnis und bringt so die weitere Handlung in Gang. Montalbano stößt bei seiner Recherche in einer Höhle auf die Leichen eines jungen Paares in inniger Umarmung, "bewacht" von einem lebensgroßen Hund aus Terracotta.

Das Verbrechen, das hier offensichtlich begangen wurde, liegt fünfzig Jahre zurück, in der Zeit, in der die Amerikaner die Insel besetzten, die Deutschen sich zurückziehen mußten, die italienische Gesellschaft in einem Chaos versank. Ein Ritualmord? Ein Verbrechen, das sich durch eine Mystifikation vor der Aufdeckung schützen will? Eine Inszenierung mit einer Botschaft? Montalbano klärt den Fall auf. Am Ende gibt es einen Mörder, der die Sympathie des Kommissars (und des Lesers) hat und der unbestraft bleibt. Auch von Schlüssen versteht der Mann etwas.

Die Handlung dazwischen ist ein wenig unübersichtlich. Es gibt weitere Morde, ja der Kommissar wird in einer nächtlichen Schießerei schwer verletzt. (Camilleri sollte aufpassen, daß sein Held nicht zu früh als Invalide pensioniert werden muß.) Aber trotz allem, was geschieht, hat man den Eindruck, daß die Brutalität der Mafia, die notgedrungen schmuddelige alltägliche Arbeit der Polizei nicht wirklich präsent sind. Vielleicht hat das etwas mit den literarischen Ambitionen des Autors zu tun. Montalbano zieht einen skurrilen, mit historischen Bestattungsriten vertrauten Ex-Priester zu Rate, der ihn über die Semiotik Ecos belehrt, empfängt entscheidende Hinweise zur Aufklärung des Verbrechens durch eine Dissertation, der man selbst in Deutschland nicht das Prädikat "abwegig" vorenthalten würde, und er liest Bücher, ausgerechnet die Kriminalromane von Montalbán, neben anderem. Daß er wie der Spanier ein Freund guten Essens ist, versteht sich. (Ebenso, daß Camilleri am Ende seines Romans einen Rezeptanhang abdruckt.)

Oder hat der Autor andere Ambitionen? Ist sein Roman auch eine ironische Antwort auf die Krimis, die durch ihr intellektuelles Getue dem Leser mitsamt dem Vergnügen auch noch die Absolution für seine Lust erteilen? Vielleicht könnte man darauf besser antworten, wenn man das Original mit seiner Mischung aus Hochitalienisch und Dialekt zu lesen wüßte, eine Mischung, auf deren Wiedergabe die Übersetzerin notgedrungen verzichtet. Solche Unsicherheiten sprechen für das Buch, das übrigens auch die Sünder, die keine Entschuldigung für ihre Leselust brauchen, zu unterhalten vermag.

ERNST-PETER WIECKENBERG.

Andrea Camilleri: "Der Hund aus Terracotta. Commissario Montalbano löst ein Rätsel". Roman. Aus dem Italienischen übersetzt von Christiane von Bechtolsheim. Edition Lübbe, Bergisch Gladbach 1999. 351 S., geb., 36,- DM.

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