"In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt." (Egon Bahr) Auch wenn diese Aussage heute weitgehend im deutschen Blätterwald verloren ging, und
Deutschland die Welt zu retten hat, trifft sie nach wie vor zu. Und vor allem kennzeichnet sie das Bestreben…mehr"In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt." (Egon Bahr) Auch wenn diese Aussage heute weitgehend im deutschen Blätterwald verloren ging, und Deutschland die Welt zu retten hat, trifft sie nach wie vor zu. Und vor allem kennzeichnet sie das Bestreben von China. Die Kopierphase scheint vorbei und tatsächlich investiert man in diesen Jahren umfassend in Grundlagenforschung, Bildung und Technologie. Dass Amerika inzwischen sich selbst an erste Stelle setzt, war u.a. ein Ergebnis billiger chinesischer Produkte, die inzwischen auch kleinste Nischenideen liefern und geradezu Angst machen vor der Kleinteilisierung des Alltags.
Dieses Buch vermittelt die Anstrengungen Chinas der letzten Jahre in einem detailreichen, umfassenden Ansatz, ohne meinungsmachende Inhalte. Denken muss jeder selbst nach dieser Fülle an Einsichten, die gut recherchiert den Status quo spiegeln. Die Seidenstraße ist natürlich nur ein symbolischer Vergleich zu der Vorgängerin für die Wege zwischen Ost und West. Heute setzt China auf alle Transportwege, zu Wasser, der Luft, Schiene und der Straße. Vor kurzem wurden z.B. 51% Anteile am Hafen Piräus in Griechenland erworben. Die EU hatte bei der Rettung Griechenlands zur Bedingung gemacht, dass Staatsbetriebe zu privatisieren seien. Ein merkwürdiger Lauf der Geschichte, dass dann die kommunistische Partei Chinas hier eine Lücke füllt und das Containergeschäft Richtung West hauptsächlich über diesen Hafen abwickelt.
91% der Chinesen denken über das Unternehmertum positiv (71% weltweit) und vor allem das mobile Internet wird mit unzähligen Startups massiv unterstützt. In Shenzhen hat sich jeder Sechste an einem Startup beteiligt. Wenn allerdings viel zu viel Geschäfte über eigene, chinesische Plattformen abgewickelt wird, so muss man Trump Recht geben. China hat bislang nach Westen hin plagiiert und profitiert. Will es eine glaubwürdige, echte, partnerschaftliche Rolle spielen, dann muss man sich den freien Märkten im Wesen viel weiter öffnen und auch stärker Menschenrechte berücksichtigen. Ob das alles eintritt, man darf gespannt sein.
Wer noch nicht viel über China gelesen hat oder nur an der Oberfläche aktiv war, wird mit diesem Buch schockiert sein. Die Maßnahmen des Kommunismus sind längst keine mehr, sondern knallharte kapitalistische Strategien. Gib dem Chinesen eine Stück Land und er beerdigt als erstes die Ideen des Kommunismus, so könnte man heute feststellen - und er entdeckt die Lust an Innovation, Technik und Profit. Dabei werden auch Umweltgesichtspunkte immer wichtiger, alleine die dramatische Geschwindigkeit des Wachstums hat in Städten zu Atemnot geführt, im wahrsten Sinne des Wortes.
Privates Unternehmertum ist der Motor des chinesischen Booms. 2013 gab es in China 2,8 Mio US Dollar-Millionäre und 200 US Dollar-Milliardäre, der Grund dafür, dass in China einer der größten Luxusmärkte entstanden ist. Mit Reichtum umzugehen ist noch nicht wirklich verstanden in China, diese Zielgruppe handelt reichlich ungeduldig und bizarr. Man darf dabei nicht übersehen, dass 70 bis 80 Mio Menschen immer noch unterhalb der Armutsgrenze leben, ein Zustand, der aber konsequent von der Regierung angegangen und aufgelöst werden soll.