Nachdem sie auf wundersame Weise einen Flugzeugabsturz überlebt hat, muss sich die zweiundsiebzigjährige Texanerin Cloris Waldrip durch die Rocky Mountains schlagen - ausgerüstet mit einem einzelnen Stiefel, einer Bibel und ein paar Karamellbonbons. Die Einzige, die an ihr Überleben glaubt, ist die kürzlich geschiedene Rangerin Debra Lewis, die sich, bewaffnet mit einer Thermosflasche Merlot, auf die Suche nach Cloris macht. Während sich die beiden Frauen ihren aussichtslosen Weg durch die unbarmherzige Wildnis schlagen, erhärtet sich allmählich ein Verdacht: Gibt es jemanden, der Cloris beobachtet?
»Rye Curtis hat mit 'Cloris' eine einzigartige Protagonistin geschaffen.« Michael Kleehaupt, Brigitte, 22.06.2022 Brigitte 20220622
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Rezensent Paul Stoop ist nach einem gemächlichen Anfang nicht nur gefesselt von Rye Curtis' großartigem Debüt, sondern auch tief berührt und hervorragend unterhalten. In zwei Handlungssträngen erzählt der Amerikaner von der 72-jährigen Cloris, die sich nach einem Flugzeugabsturz, bei dem auch ihr Mann ums Leben gekommen ist, durch die Wildnis Montanas kämpft. Während sie Schock, Trauer und Not erlebt, lernt, Feuer zu entfachen, Fledermäuse zu essen, ihr Gebiss verliert und sich so im Kontext der Natur langsam von den Fesseln und Konventionen ihres alten Lebens befreit, begibt sich ein Suchtrupp, angeführt von einer alkoholabhängigen Rangerin, auf die Suche nach der alten Frau, lesen wir. Als sie Cloris' Aufenthaltsort finden, entscheidet sich diese jedoch, in den Bergen zu bleiben. Erst Wochen später begibt sie sich zurück in die Zivilisation, aber weniger um sich selbst, als um eine andere Person zu retten. Wer es grell und schwungvoll liebt, wird mit diesem Roman vielleicht seine Mühe haben, vermutet Stoop. Die Spannung entwickelt sich eher langsam, der Humor ist klug und subtil, und die Figuren voller Fehler und Ambivalenzen. Alle, die sich darauf einlassen können, werden jedoch ihre Freude daran haben, weiß der begeisterte Rezensent und hofft schon auf eine Serienverfilmung durch die Coen-Brüder.
© Perlentaucher Medien GmbH
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