Marcel Prousts Roman 'Auf der Suche nach der verlorenen Zeit' gehört ohne Zweifel zu den großen literarischen Ereignissen des 20. Jahrhunderts. Fast fünfzig Jahre nach der ersten deutschen Gesamtausgabe liegt nun erstmals eine Neuübersetzung von 'Combray' vor, der Ouvertüre zur proustschen Recherche. Der schwerkranke Erzähler, der sich in seinen schlaflosen Nächten an seine Kindheit erinnert, der Geschmack der in Tee getauchten Madeleine, der Duft der Weißdornhecken, die Kirchtürme von Martinville. all diese Szenen aus 'Combray' sind unwiderruflich in die Geschichte der Weltliteratur eingegangen. Michael Kleebergs Neuübersetzung tritt mit dem Anspruch an, zum ersten Mal die ganze Vielseitigkeit und den Anspielungsreichtum der Sprache Marcel Prousts zu erfassen. Auch die stilistischen Besonderheiten des Werkes werden genauer wiedergegeben als bisher. Dass dabei die deutsche Sprache bis an ihre Grenzen getrieben wird, so wie Proust es mit der französischen tat, ist die große Leistung Michael Kleebergs. Sein 'Combray' ist ein bestechendes Sprachkunstwerk, das dem deutschsprachigen Lesepublikum einen neuen Blick auf das Werk Marcel Prousts eröffnet.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Ohne Zweifel, ist Andreas Platthaus überzeugt, hat der Roman des 20. Jahrhunderts mit Marcel Prousts "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit", einen "unübertroffenen Höhenflug" angetreten, an den so schnell nichts heranreicht. Umso schwieriger, so der mitfühlende Rezensent, gestaltete sich die Übertragung dieses Mammutwerks ins Deutsche. Zwei vollständige Übersetzungen, eine "von großer Eleganz" von Eva Rechel-Mertens und eine von Luzius Keller, hat es bisher gegeben, informiert der Rezensent. Michael Kleebergs neue Übersetzung des ersten Bandes der "Recherche", "Combray" sehr kritisch - und zwar im Vergleich mit dem Original und den anderen Übersetzungen - gewürdigt. "Der wahre Proust", wie der Verlag verspricht, wird hier nicht präsentiert, meint Platthaus, der das ohnehin im Deutschen für unmöglich hält. Ansonsten führt er diese oder jene Unstimmigkeit in der Übersetzung Kleebergs vor, ärgert sich über die eine oder andere "umständliche" oder unpassende Übertragung, würdigt aber, dass Kleeberg es verstehe, den "gedrechselten" Satzbau Prousts den deutschen Lesern nahe zu bringen. Vielleicht, mutmaßt der Rezensent, wird das Werk Prousts damit attraktiver. Allerdings, gibt Platthaus auch zu bedenken, nimmt diese Eindeutschung der Syntax dem Werk seine "Einzigartigkeit" und rückt es stattdessen in die Nähe von Thomas Mann. Und der hat mit Proust eigentlich nicht viel gemeinsam, findet Platthaus.
© Perlentaucher Medien GmbH
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