In einem Vergnügungspark zu arbeiten war für Jessica immer ein Traum, doch nach über zehn Jahren zwischen Achterbahnen und Fast-Food-Restaurants ist sie es leid, im Rabenkostüm zu tanzen und den Gästen mit aufgesetztem Lächeln eine heile Welt vorzugaukeln. Wie die anderen Angestellten hasst sie ihre Arbeit, den Park und den Besitzer - so sehr, dass sie beschließen, den schönsten Ort der Welt in Schutt und Asche zu legen.Während die Planung für den Tag der Zerstörung läuft, wird Jessica nicht nur unerwartet mit der Rückkehr einer Ex-Freundin und eines Jugendfreundes konfrontiert, sondern auch mit ihrer ganz persönlichen Verbindung zum Park. Denn wer für eine bessere Zukunft sorgen will, muss sich früher oder später der eigenen Vergangenheit stellen.
Mit "Crow Kingdom" legt Tino Falke auf nur 200 Seiten ein rasantes, handwerklich großartiges, vielschichtiges Debüt hin, das seinesgleichen sucht. Mit minimalistischer, präziser Sprache seziert er Protagonistin Jessica und ihre Kollegschaft, die alle ihre ganz eigenen Gründe haben, warum sie den verhassten Freizeitpark brennen sehen wollen. Dabei werden wir inmitten der kunterbunten Plastik-Freizeitparkwelt in düstere Themen geworfen: Suizidalität, Traumata, Schuld, die zerstörerischen Seiten des Kapitalismus, rätselhafte Todesfälle. Und das alles im Setting des fiktionalen, perfekt auf Konsum durchdesignten Corona Kingdom-Freizeitparks (basierend auf der ebenso fiktionalen, niedlichen Rabe-Kinderbuchreihe, die so liebevoll und detailliert gestaltet ist, dass sie tatsächlich existieren könnte). Bei den Kontrasten aus greller Konsumwelt und depressiven bis hasserfüllten Figuren glaubt man stets, dass gleich waschechte Horrorelemente auftauchen müssten, doch die Geschichte hat billige Schockeffekte nicht nötig, denn die menschlichen Abgründe der Figuren bieten auch so genug Düsternis und lassen einen mit Beklemmung und Herzklopfen zurück. Dadurch wird etwas, das sehr leicht in trashigen Horror hätte abgleiten können, zu etwas tief berührenden, über das ich nach dem Lesen noch eine ganze Zeit nachgedacht habe. Handwerklich ist das Buch ein Meisterstück. Kein Wort zu viel, keine Figur ohne Funktion, keine überflüssige Szene, gekonnte Twists, ein super Pacing, sodass ich das Buch spätestens ab der Hälfte nicht mehr aus der Hand legen konnte. Zudem ist der Text durch die Dichte so vielschichtig, dass es auch beim zweiten oder dritten Mal Lesen immer noch etwas zu entdecken gibt.







