Michael Maar verfolgt eine bis dahin unbeachtete Spur in Thomas Manns Leben und Werk - und zeigt beides in völlig neuem Licht
In einem Zustand größter Verzweiflung notiert Thomas Mann im April 1933: «Meine Befürchtungen gelten jetzt in erster Linie u. fast ausschließlich diesem Anschlage gegen die Geheimnisse meines Lebens. Sie sind schwer und tief. Furchtbares, ja Tötliches kann geschehen.» Er selbst war im Schweizer Exil vorerst in Sicherheit - seine frühen Tagebücher aber waren in die Hände der Nazis gefallen. Von welchen «schweren und tiefen Geheimnissen» spricht Thomas Mann hier? Etwa von seinen homoerotischen Neigungen, die doch längst ein offenes Geheimnis waren? Oder eher von etwas ganz anderem, einer persönlichen Schuld, die dem «Furchtbaren, ja Tötlichen» eine mehr als nur rhetorische, ja tatsächlich lebensgefährliche Bedeutung verleihen würde?
Michael Maar verfolgt eine allzu lang übersehene Blutspur von den frühesten Erzählungen bis zu «Doktor Faustus» und dem «Erwählten» - und biografisch zurück bis zu einem traumatischen Erlebnis des jungen Thomas Mann in Neapel, wo das Motiv der Lebensschuld womöglich seinen schmerzlich-realen Ursprung hatte. Dabei erscheint nicht nur dieses gewaltige Werk in neuem Licht - sondern auch sein Schöpfer, für den die Schuld der Urgrund alles Geistigen war.
				
				
				
			In einem Zustand größter Verzweiflung notiert Thomas Mann im April 1933: «Meine Befürchtungen gelten jetzt in erster Linie u. fast ausschließlich diesem Anschlage gegen die Geheimnisse meines Lebens. Sie sind schwer und tief. Furchtbares, ja Tötliches kann geschehen.» Er selbst war im Schweizer Exil vorerst in Sicherheit - seine frühen Tagebücher aber waren in die Hände der Nazis gefallen. Von welchen «schweren und tiefen Geheimnissen» spricht Thomas Mann hier? Etwa von seinen homoerotischen Neigungen, die doch längst ein offenes Geheimnis waren? Oder eher von etwas ganz anderem, einer persönlichen Schuld, die dem «Furchtbaren, ja Tötlichen» eine mehr als nur rhetorische, ja tatsächlich lebensgefährliche Bedeutung verleihen würde?
Michael Maar verfolgt eine allzu lang übersehene Blutspur von den frühesten Erzählungen bis zu «Doktor Faustus» und dem «Erwählten» - und biografisch zurück bis zu einem traumatischen Erlebnis des jungen Thomas Mann in Neapel, wo das Motiv der Lebensschuld womöglich seinen schmerzlich-realen Ursprung hatte. Dabei erscheint nicht nur dieses gewaltige Werk in neuem Licht - sondern auch sein Schöpfer, für den die Schuld der Urgrund alles Geistigen war.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Lothar Müller rätselt zusammen mit Michael Maar und seinem Buch, was das große Jugendgeheimnis sein könnte, das Thomas Mann mit ins Grab nahm. Irgendein (blutiger) Vorfall in den dunklen Gassen Neapels um 1897? In seinem umstandslos neu publizierten Band schichtet Maar Indiz auf Indiz und geht der (Blut-)Spur in Manns Texten nach, so Müller gebannt. Eine Detektivarbeit, die den Autor bis in die Polizeiarchive Neapels führt und die angesichts der vernichteten Tagebücher Manns unabschließbar scheint, erklärt der Rezensent. Ein Beweis, dass es keine Tat gibt, ist das natürlich nicht, meint Müller augenzwinkernd.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Maar verführt, begeistert und belebt. Lest dieses Buch, und wär's nur dieses eine in diesem Jahr! Lest es als Erinnerung daran, worauf es wirklich ankommt. Markus Gasser Literatur ist alles 20250813








