Das Büchlein bietet als Nachdruck der Erstausgabe den hebräischen Text des Sefer Jezira/Buchs der Schöpfung mit samt deutscher Übersetzung. Dazu gibt es eine ausführliche Einleitung, sowie umfangreiche Anmerkungen zu Fragen der Textkritik, Übersetzung, des Inhalts bzw. der Deutung sowie der
Forschungsgeschichte. Die Ausgabe ist von 1894 und damit natürlich nicht mehr ganz auf der Höhe des…mehrDas Büchlein bietet als Nachdruck der Erstausgabe den hebräischen Text des Sefer Jezira/Buchs der Schöpfung mit samt deutscher Übersetzung. Dazu gibt es eine ausführliche Einleitung, sowie umfangreiche Anmerkungen zu Fragen der Textkritik, Übersetzung, des Inhalts bzw. der Deutung sowie der Forschungsgeschichte. Die Ausgabe ist von 1894 und damit natürlich nicht mehr ganz auf der Höhe des aktuellen Forschungsstands, das macht aber wohl für die meisten Leser nichts. Goldschmidts erstaunliche Ansicht, das Buch stamme noch aus vorchristlicher Zeit (u.a. auf S.12-13), wird heute wohl nur von wenigen geteilt.
Geradezu erheiternd ist seine teils angriffslustige Auseinandersetzung mit Forschungskollegen – ein paar Kostproben:
„Meyer bemerkt ganz naiv...“ (S. 84), „Meyer [...] schreibt hierüber viel Unsinn zusammen...“ (S. 91), „Dass Grätz in seinen kritischen Studien oft sein mangelhaftes Verständnis des von ihm behandelten Textes verräth und aus Missverständnis Resultate folgert, gehört nicht zu den Seltenheiten;“ (S. 84), „Meyer bemerkt ‚ich verstehe אמש und ihre Grundbuchstaben‘, dies beweist aber, dass er nichts versteht.“ (S. 86).
Selbst vor Scherzen auf Kosten des Nachnamens anderer Kommentatoren schreckt der Autor nicht zurück:
„Grätz, der eine besondere Vorliebe hat Alles zu g r ä c i s i r e n (wahrscheinlich eine Folge seines Namens)...“ (S. 91)
Vielleicht ist die scharfe Polemik auf Goldschmidts jugendlichen Eifer zurückzuführen, er war bei Abfassung des Werkes nämlich erst zarte 22 Jahre alt.
Seine Übersetzung ist sehr direkt und lesbar. Auf S. 49 müsste es unter II. anstelle von „und drei einfache“ korrekt „und zwölf einfache“ (ושתים עשרה פשוטות) heißen. Die Übersetzung ist insofern unvollständig, dass Goldschmidt Teile, die er für spätere Zusätze hält, zwar in den hebräischen Text aufnimmt, in der deutschen Übertragung aber übergeht.
Übrigens spricht er sich energisch gegen kabbalistische Interpretationen des Buches aus – diese seien „Spielereien“ (S. 42), eine „Illusion“ (S. 14), das Buch werde hierfür „missbraucht“ (S. 13), auch gnostische Deutungen seien „Illusionen und Träume“ (S. 17). Somit lehnt er auch den kabbalistischen Baum der 10 Sefirot ab – solche Darstellungen seien „Albernheiten“ (S. 17). Daher überrascht es doch, dass der Verlag – der Werbung am Ende des Buchs nach zu urteilen wohl auf Esoterik spezialisiert – eben diesen Baum auf dem Cover platziert hat!
Apropos Cover, der hebräische Titel lautet hier ספד יצידה/Sefed Jezida anstatt richtig ספר יצירה/Sefer Jezira, da ר mit ד verwechselt wurde – ein verzeihlicher Fehler, aber doch erwähnenswert.
Insgesamt jedenfalls sehr brauchbar.