Clemens J. Setz ist ohne jeden Zweifel einer der wichtigsten Autoren, die wir gegenwärtig haben - und es gibt gute Gründe anzunehmen, dass das schon so war, bevor er sein erstes Buch veröffentlicht hat. Wer seine Aufzeichnungen liest, befindet sich schnell im selben Kopf, im selben Kosmos, zu dem man sonst nur durch seine Bücher Zugang bekommt. Diese Aufzeichnungen umspannen ein Jahrzehnt, in dem aus dem Schüler ein unterforderter Student, ein überforderter Zivildiener in einem Behindertenwohnheim und endlich ein gefeierter Schriftsteller wird. Mit Staunen bewegt man sich beim Lesen durch eine Welt wundersamer Erscheinungen und exquisiter Fundstücke, begleitet von luziden Beobachtungen und verblüffenden Gedanken. Und ist am Ende nicht nur reicher an Ideen und Einsichten, sondern empfänglicher, berührbarer für die zufälligen Schönheiten der Welt, aber auch für die Abgründe des Alltags.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Thomas Steinfeld findet in zwei Neuerscheinungen von Clemens J. Setz etliche Gründe, diesen Autor "zu schätzen". Diese zwei sehr unterschiedlichen und einander doch ergänzenden Bücher, so Steinfeld, markieren die Pole, zwischen denen sich Clemens J. Setz souverän wie kaum ein anderer schreibend und forschend bewegt. In dem einen tritt er als poesiebegabter Gelehrter auf, um seinen Leserinnen und Lesern einen lange schon kanonisierten Dichter näher zu bringen, mitsamt all des literaturwissenschaftlichen Werkzeuges, was man dazu brauchen kann. Dabei tritt er nicht in Konkurrenz zu anderen Biografien, sondern erschließt stattdessen einen anderen, kürzeren Zugang zu Rilkes Werk, den Zugang über seine eigene begeisterte Lektüre, lesen wir. Im zweiten Buch zeigt sich Setz als gelehrter Poet: In lose verbundenen, persönlichen Notizen erzählt er vom Aufwachsen dieses Poeten, wobei der Rezensent gewisse Gemeinsamkeiten zum Gegenstand der anderen "100 Seiten" feststellt - wenn Setz etwa Rilkes literarisches Verfahren beschreibt, so trifft diese Beschreibung laut Steinfeld auch auf Setz' eigenes Werk zu. Zwei sehr erstaunliche und eigenwillige Bücher über zwei erstaunliche, eigenwillige Dichter, so könnte man resümieren.
© Perlentaucher Medien GmbH
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