Walter Kempowski rekonstruiert aus Tagebüchern und Briefen die Ereignisse vom 12. Januar bis zum 14. Februar des Kriegsjahres 1945. Am 12. Februar beginnt die Rote Armee ihre letzte Offensive. Während das Morden an den europäischen Juden weitergeht, trifft der Krieg die deutsche Zivilbevölkerung in voller Härte. Bombennächte, Flucht und Vertreibung bestimmen ihr Leben. In der Nacht vom 13. zum 14. Februar schließlich wird Dresden zerstört.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Uwe Pralle will sich nicht dem Verdacht aussetzen, die "Fuga Furiosa`` vorschnell zu verurteilen. So gibt er sich Mühe, diesem zweiten "Echolot`` auch Gutes abzugewinnen. Er sieht in diesem "kollektiven Tagebuch`` von Kempowski tatsächlich "höchst aufschlussreiche`` Dokumente aus den beiden Monaten Januar und Februar 1945 zusammengetragen und in einer nie dagewesenen Form "episch verdichtet``. Doch für Pralle ist die deutsche Wirklichkeit in diesem zweiten Echolot verzerrt dargestellt. Es behandelt die beiden Monaten des letzten Kriegsjahres, in denen zum einen die russische Armee erstmals die damaligen Reichsgrenzen überquerte und die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus Ostpreußen und Oberschlesien auslöste, und in denen zum anderen die Alliierten die Stadt Dresden mit ihren Flächenbombardements völlig zerstörten. Doch anders als in Kempowskis erstem Echolot kommen neben individuellen Quellen auch offizielle vor: Agenturmeldungen, Wehrmachtsberichte und Auszüge aus dem Rundfunkprogramm, die den Querschnitt dieser Zeit vervollständigen sollen, es aber thematisch nicht tun. Diverse Bereiche der deutschen Wirklichkeit sieht Pralle ausgespart: "Wenn man in diesem Echolot nach Zeugnissen sucht, die etwas über die Welt der Täter dokumentieren, so wird man leer ausgehen.`` Es entsteht der Anschein, so Pralle, als habe man in diesem beiden Monaten "in Ostpreußen oder Dresden die Opfer eines an den Deutschen begangenen Holocaust zu beklagen``.
© Perlentaucher Medien GmbH
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