Aldous Huxley hatte recht. In seinem Roman "Schöne neue Welt" entwarf er die Vision von einer Gesellschaft, in der alle zufriedengestellt sind - um den Preis, daß Menschlichkeit verloren ist. Die Menschheit steht an einem Scheideweg. Immer mehr Menschen wünschen sich schon jetzt, ihre Intelligenz, das Gedächtnis, ihre emotionale Empfindungsfähigkeit und Sexualität zu stärken. Noch wählen sie nicht die Gentechnik, sondern nehmen Psychopharmaka, Drogen, um sich den Wunsch nach einem sorgen- und angstfreien Leben zu erfüllen. Fukuyamas These ist, daß sich eine Mehrheit der Menschen mittels Gentechnik perfektionieren möchte. Dies wirft dramatische Fragen nach der politischen Ordnung zukünftiger Gesellschaften auf. Fukuyama warnt eindringlich davor, Menschen bedenkenlos gentechnisch zu designen, und mahnt die politisch Handelnden zur Umkehr.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Rezensent Helmut Mayer zeigt sich wenig beeindruckt von Francis Fukuyamas Essay "Das Ende des Menschen". Wie Mayer darlegt, vermag die Biotechnologie nach Fukuyama, was alle ideologischen Versuche, alle politischen Programme, ja die Geschichte selbst nicht vermochten: die grundlegende Umgestaltung der menschlichen Natur. Damit bricht für Fukuyama die "posthistorische" und "posthumane" Phase der Geschichte an, erklärt Mayer. Und dagegen hat Fukuyama etwas, meint Mayer süffisant, "nur leider kaum gute Gründe." So tadelt er Fukuyamas "unbeholfenes Hantieren" mit dem Begriff der "menschlichen Natur", die für ihn zwar biologisch-naturhaft bestimmt sei, zugleich aber normative Bestimmungen zulassen solle. Diese "argumentative Verlegenheit" findet Mayer im Buch auf eine "quälende Länge" gestreckt. "Der posthistorische Zustand mag durch und durch banal sein", resümiert Mayer, "aber seine finale Diagnose darf es nicht".
© Perlentaucher Medien GmbH
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Fünf vor zwölf?
Francis Fukuyama hat sich mit Prophezeiungen für die Zukunft nie zurückgehalten. Seine vor einigen Jahren veröffentlichte These vom Ende der Geschichte ist vielen Lesern auch außerhalb der Historikergilde immer noch sehr präsent. Das Ende des Menschen gibt sich ebenfalls prophetisch. Angesichts eines immer rasanteren Fortschritts in der Biotechnologie sieht Fukuyama das Wesen des Menschen, seine Würde und seine Freiheit zunehmend in Gefahr. Ihm graut vor der Vorstellung, dass sich der Mensch zu seinem eigenen Schöpfer aufschwingen könnte. Gleichzeitig hält er es aber für wahrscheinlich, dass die Gentechnologie Wege findet, Unerwünschtes aus dem Genom zu entfernen und damit Menschen nach Maß herzustellen, "Designerbabys" eben. Damit, so Fukuyama, gehe die Vielfalt, die die Menschheit wesentlich ausmache, verloren. Immer wieder zitiert er Aldous Huxleys Schöne neue Welt, um zu zeigen, dass die heutige Menschheit von diesem Horrorszenario nicht mehr weit entfernt ist.
Kontrolle tut Not
Fukuyama sieht nur eine Möglichkeit, den Menschen vor sich selbst und einer entfesselten Technologie zu schützen: Kontrolle, Kontrolle und nochmals Kontrolle. Er fordert, dass sich die "Parlamentarier in demokratischen Gesellschaften ihrer Verantwortung stellen" und Gesetze erlassen, die die moderne Wissenschaft beherrschbar machen. Er warnt ausdrücklich davor, gegenüber dem vermeintlich Unabwendbaren zu resignieren. Genau darin, den Leser für die Gefahren und Abgründe der Biotechnologie zu sensibilisieren und ihn in eine aktive Rolle zu drängen, liegt der Wert dieses Buches. Ob die düsteren Prophezeiungen des Autors tatsächlich eintreffen, ist demgegenüber zweitrangig.
(Eva Hepper, literaturtest.de)
Francis Fukuyama hat sich mit Prophezeiungen für die Zukunft nie zurückgehalten. Seine vor einigen Jahren veröffentlichte These vom Ende der Geschichte ist vielen Lesern auch außerhalb der Historikergilde immer noch sehr präsent. Das Ende des Menschen gibt sich ebenfalls prophetisch. Angesichts eines immer rasanteren Fortschritts in der Biotechnologie sieht Fukuyama das Wesen des Menschen, seine Würde und seine Freiheit zunehmend in Gefahr. Ihm graut vor der Vorstellung, dass sich der Mensch zu seinem eigenen Schöpfer aufschwingen könnte. Gleichzeitig hält er es aber für wahrscheinlich, dass die Gentechnologie Wege findet, Unerwünschtes aus dem Genom zu entfernen und damit Menschen nach Maß herzustellen, "Designerbabys" eben. Damit, so Fukuyama, gehe die Vielfalt, die die Menschheit wesentlich ausmache, verloren. Immer wieder zitiert er Aldous Huxleys Schöne neue Welt, um zu zeigen, dass die heutige Menschheit von diesem Horrorszenario nicht mehr weit entfernt ist.
Kontrolle tut Not
Fukuyama sieht nur eine Möglichkeit, den Menschen vor sich selbst und einer entfesselten Technologie zu schützen: Kontrolle, Kontrolle und nochmals Kontrolle. Er fordert, dass sich die "Parlamentarier in demokratischen Gesellschaften ihrer Verantwortung stellen" und Gesetze erlassen, die die moderne Wissenschaft beherrschbar machen. Er warnt ausdrücklich davor, gegenüber dem vermeintlich Unabwendbaren zu resignieren. Genau darin, den Leser für die Gefahren und Abgründe der Biotechnologie zu sensibilisieren und ihn in eine aktive Rolle zu drängen, liegt der Wert dieses Buches. Ob die düsteren Prophezeiungen des Autors tatsächlich eintreffen, ist demgegenüber zweitrangig.
(Eva Hepper, literaturtest.de)
