»Unsere Lebensläufe sind die Häuser, aus deren Fenstern wir Menschen die Welt deuten: ein Gefäß der Erfahrung für das literarisch Erzählbare.« Alexander KlugeMit diesem Fünften Buch gelangt Alexander Kluges großes Erzählprojekt zu seinem Abschluß. In vier voraufgegangenen Bänden, der zweibändigen »Chronik der Gefühle« und den einbändigen Geschichtensammlungen »Die Lücke, die der Teufel läßt« sowie »Tür an Tür mit einem anderen Leben«, wurden seit dem Jahr 2000 die über sechs Jahrzehnte hinweg entstandenen Geschichten des Autors in großformatigen Bänden versammelt. Alle Geschichten, die darin…mehr
»Unsere Lebensläufe sind die Häuser, aus deren Fenstern wir Menschen die Welt deuten: ein Gefäß der Erfahrung für das literarisch Erzählbare.« Alexander KlugeMit diesem Fünften Buch gelangt Alexander Kluges großes Erzählprojekt zu seinem Abschluß. In vier voraufgegangenen Bänden, der zweibändigen »Chronik der Gefühle« und den einbändigen Geschichtensammlungen »Die Lücke, die der Teufel läßt« sowie »Tür an Tür mit einem anderen Leben«, wurden seit dem Jahr 2000 die über sechs Jahrzehnte hinweg entstandenen Geschichten des Autors in großformatigen Bänden versammelt. Alle Geschichten, die darin nicht enthalten waren, werden diesem Eckband seines Lebenswerks nun auf neue Weise eingeschrieben: konzentriert und endgültig.Darüber hinaus aber führt »«Das fünfte Buch mit einer großen Gruppe »Neuer Lebensläufe« auf den Beginn von Kluges Laufbahn als Erzähler zurück. Seine »Lebensläufe« erschienen 1962, vor genau 50 Jahren. Und wieder nutzt dieser Erzähler sein bewährtes Gefäß: den »Lebenslauf« als das Gefäß aller Erfahrung - für Abgründe der Vernunft, für Brückenköpfe zu offenen Horizonten, für die realistisch-antirealistische Doppelnatur des Menschen und den inneren Partisanen in jedem von uns.
Alexander Kluge, geboren 1932 in Halberstadt, ist Jurist, Autor, Filme- und Ausstellungsmacher; aber: 'Mein Hauptwerk sind meine Bücher.' Für sein Werk erhielt er viele Preise, darunter den Georg-Büchner-Preis und den Theodor-W.-Adorno-Preis, Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf und 2019 den Klopstock-Preis der Stadt Halberstadt. 'Ich bin und bleibe in erster Linie ein Buchautor, auch wenn ich Filme hergestellt habe oder Fernsehmagazine. Das liegt daran, daß Bücher Geduld haben und warten können, da das Wort die einzige Aufbewahrungsform menschlicher Erfahrung darstellt, die von der Zeit unabhängig ist und nicht in den Lebensläufen einzelner Menschen eingekerkert bleibt. Die Bücher sind ein großzügiges Medium und ich trauere noch heute, wenn ich daran denke, daß die Bibliothek in Alexandria verbrannte. Ich fühle in mir eine spontane Lust, die Bücher neu zu schreiben, die damals untergingen.' Alexander Kluge (Dankesrede zum Heinrich-Böll-Preis, 1993)
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Roman Bucheli gratuliert Alexander Kluge, dem "Schamanen des freiheitlichen Denkens" und der "freien Rede" zum 80. Um Kluges Ausnahmestellung innerhalb der deutschen Nachkriegsliteratur zu illustrieren, bedient Bucheli sich eines soeben erschienenen weiteren Bandes aus Kluges "Lebensläufen". In den rund 400 enthaltenen Geschichten erweist sich der Autor für Bucheli einmal mehr als findiger Sammler und Jäger von Daseinsspuren auf der Rückseite der Geschichte. Was er am meisten bewundert kann Bucheli nicht sagen, vielleicht ist es Kluges Fähigkeit, das Gefundene auf knappstem Raum und auf sanfte und empathische Weise zum Sprechen zu bringen und Zeitläufe verstehbar zu machen, die Verbindung herzustellen zwischen dem Jetzt und seiner Vorzeit. Dass Kluge bei seinen Erkundungen zwischen Erstem Weltkrieg und Fukushima weniger deutet als moderiert, scheint Bucheli ein sehr vielversprechender, den Leser beglückender Ansatz zu sein.
»Immer sind es Zeugnisse von Verletzungen, wie sie entstehen, wenn der einzelne auf die Härte der Verhältnisse trifft. Darin bleibt Kluge seinem bekannten aufklärerischen Gestus treu: Literatur so zu gestalten, dass man aus ihr lernen kann. So altmodisch dieses Programm auch sein mag, es hat nichts von seiner klassischen Wucht eingebüßt.« Edelgard Abenstein Deutschlandfunk Kultur 20120305
»Der Leser erlebt ein beglückendes Gefühl wie beim Öffnen eines verstaubten Koffers mit alten Erinnerungsstücken. Er kann das Buch überall aufschlagen und hier und dort schmökern. Er kann von Geschichte zu Geschichte springen und so versuchen, sich die Welt anzueignen - nachdenklich und unterhaltsam.«
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