Detektiv Heinz Sablatnig staunt nicht schlecht, als er von einem Notar informiert wird, dass er der alleinige Erbe eines Weinguts sein soll. Der Tote ist ihm aus der Vergangenheit ein Begriff, aber der Grund für die unverhoffte Erbschaft ist, dass der Gewesene langsam mit Arsen vergiftet wurde und
ihm mit der Erbschaft auch auferlegt, seinen Mörder zu finden. Als Heinz sein Erbe antritt, stößt er…mehrDetektiv Heinz Sablatnig staunt nicht schlecht, als er von einem Notar informiert wird, dass er der alleinige Erbe eines Weinguts sein soll. Der Tote ist ihm aus der Vergangenheit ein Begriff, aber der Grund für die unverhoffte Erbschaft ist, dass der Gewesene langsam mit Arsen vergiftet wurde und ihm mit der Erbschaft auch auferlegt, seinen Mörder zu finden. Als Heinz sein Erbe antritt, stößt er selbstverständlich auf viel Widerwillen der Hinterbliebenen. Wer von ihnen wollte den Weingutbesitzer tot sehen? Die Spurensuche verläuft holprig, führt zu einer Bruderschaft und entlarvt einen unerwarteten Tötungsgrund.
Roland Zingerle ist mit "Das geerbte Weingut" ein souveräner Kärntner Regionalkrimi gelungen, der leicht und kurzweilig zu lesen ist, auch wenn er sich streckenweise in die Länge zieht. Ein besonderes Augenmerk legt der Autor auf seine Hauptfigur Heinz, die umfassend beschrieben wird. Auch andere Charaktere werden detailliert gezeichnet. Ebenso erfahren wir viel über die Kärtner Weinkultur und über Weinbau generell. Teilweise hat es den Anschein, als würde der Autor das für ihn neu Gelernte direkt an seine Leserschaft weitergeben. Ein weiteres Manko ist, dass Zingerle traditionelle Rollenbilder unreflektiert weitergibt, indem er beispielsweise die Figur "Marie", 19 Jahre alt und Tochter des Ermordeten, selbstverständlich und ohne Gemurre die Herren der Familie bedienen lässt, sie kocht zur richtigen Zeit und tut so gar nichts für sich selbst Da liegt es auch auf der Hand, dass sie sehr emotional ist und ständig in Tränen ausbricht. Das erscheint in der heutigen Zeit äußerst altbacken und eher weniger mit der Realität zu tun zu haben. Ebenso wird der Bruder des Verstorbenen, der im Rollstuhl sitzt, als dafür bedauernswerte Person geschildert und dem Autor fiel kein anderes Verb für seine Fortbewegung als "rollen" ein. Auch dies mutet unzeitgemäß und unreflektiert an. Auch von einem "geistig Behinderten" zu sprechen, lässt sprachsensible Menschen ratlos zurück. Aber selbstverständlich ist das Ansichtssache, es gibt wohl einige Leser:innen, die sich daran nicht stören mögen. (leider) Sehr verwunderlich ist es weiters, dass die um ihr Erbe betrogenen keinerlei juristische Hilfe in Anspruch nehmen, um sie sich rechtmäßig zurück zu holen. Generell ist fraglich, ob es überhaupt legal ist, dass nahe Verwandte so ganz ohne Erbanteil aussteigen können (hierfür fehlt mir allerdings die juristische Expertise).
Als zusätzliche Handlung, die den Ermittlungen neuen Schwung einhauchen, wird eine Fahne aus dem Büro des Toten gestohlen, die zu einer alten Weinbau-Bruderschaft führt. Für mich hat sich diese Wendung etwas an den Haaren herbei gezogen angelesen und hätte es nicht unbedingt gebraucht. Nichtsdestotrotz habe ich das Buch in weiten Teilen gern gelesen und habe versucht, die sich mir nicht erschlossenen Details außer Acht zu lassen. Was mich aber dann wirklich gestört hat, war die Aufklärung des Falles, da er uns ein Mordmotiv liefert, das zwar überraschend, aber für mich überhaupt nicht glaubwürdig erscheint. Auch hier bedient der Autor Gesellschaftsklischees, die mit der Wirklichkeit nur wenig am Hut haben.
Mein Fazit: "Das geerbte Weingut" ist ein Kärtner Regionalkrimi, der durchaus angenehm und teilweise spannend zu lesen ist, besonders, wenn man etwas über Weinkultur und Weinanbau lernen möchte. Leider konnte mich die Aufklärung des Falles so gar nicht überzeugen und mir waren die von Zingerle vermittelten Gesellschaftsbilder viel zu altbacken.