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Virtuos, anrührend und mit großer Menschenkenntnis erzählt der Autor der Weltbestseller «Middlesex» und «Die Liebeshandlung» über Liebe, Hoffnung, Identität und die Angst, am Alltag zu zerbrechen.«Der Epiker Eugenides ist auch ein Artist der Kurzstrecke», lobte der Spiegel. Seine Erzählungen lesen sich wie kondensierte Romane. Es geht um Menschen in Schwierigkeiten. Da ist beispielsweise ein Familienvater, der im Garten sitzt und auf sein Haus schaut, das er nach einem Seitensprung nicht mehr betreten darf. Oder eine junge Frau, die von ihren indischen Eltern verheiratet werden soll, und dem…mehr

Produktbeschreibung
Virtuos, anrührend und mit großer Menschenkenntnis erzählt der Autor der Weltbestseller «Middlesex» und «Die Liebeshandlung» über Liebe, Hoffnung, Identität und die Angst, am Alltag zu zerbrechen.«Der Epiker Eugenides ist auch ein Artist der Kurzstrecke», lobte der Spiegel. Seine Erzählungen lesen sich wie kondensierte Romane. Es geht um Menschen in Schwierigkeiten. Da ist beispielsweise ein Familienvater, der im Garten sitzt und auf sein Haus schaut, das er nach einem Seitensprung nicht mehr betreten darf. Oder eine junge Frau, die von ihren indischen Eltern verheiratet werden soll, und dem entgehen will, indem sie einen Mann verführt, der nicht weiß, dass sie minderjährig ist und davon aus der Bahn geworfen wird.Oder die 88jährige demenzkranke Della, die das Pflegeheim auf eigene Faust verlässt.
Autorenporträt
Jeffrey Eugenides, geboren 1960 in Detroit/Michigan, bekam 2003 für seinen weltweit gefeierten Roman "Middlesex" den Pulitzer-Preis und den "Welt"-Literaturpreis verliehen. Sein erster Roman "Die Selbstmord-Schwestern" wurde 1999 von Sofia Coppola verfilmt. Außerdem veröffentlichte er die Anthologie "Der Spatz meiner Herrin ist tot. Große Liebesgeschichten der Weltliteratur" und den Roman "Die Liebeshandlung", für den er den Prix Fitzgerald und den Madame Figaro Literary Prize erhielt. Er lehrt als Lewis and Loretta Glucksman Professor Amerikanische Literatur an der New York University in New York. 
Rezensionen
Jeffrey Eugenides' Erzählungsband "Das große Experiment" gehört zum Besten, was gerade in Amerika geschrieben wird. (...) zusammen ergeben die Erzählungen eine neue Form von großem amerikanischen Roman. Niklas Maak Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 20181125
Ein Cembalo geht flöten
Jeffrey Eugenides evaluiert "Das große Experiment"

Als ihm sein schwerreicher Chef Sozialleistungen verweigert, empfindet das der junge Lektor Kendall als derart ungerecht, dass er sich vom Buchhalter des Verlags in Chicago überreden lässt, den Chef mit fingierten Rechnungen zu betrügen. Zugleich arbeitet er an einer gekürzten Ausgabe von Alexis de Tocquevilles "Über die Demokratie in Amerika", das der Verleger unbedingt für die heutigen Leser herausbringen möchte. Erst diese Arbeit verschafft ihm die lang entbehrte Anerkennung durch den Chef, der am Ende auch noch ahnt, dass etwas mit den Abrechnungen nicht stimmt - und ausgerechnet Kendall zu seinem Vertrauten in dieser Sache macht. Die ersten Worte von Jeffrey Eugenides' Erzählung "Das große Experiment", im amerikanischen Original vor zehn Jahren und nun auch auf Deutsch erschienen, erweisen sich vor diesem Hintergrund als Kippfigur: "Wenn du so schlau bist, wieso bist du dann nicht reich?" hatte Kendall nach langem Zögern als Aufforderung genommen, seine Intelligenz für sein persönliches Fortkommen zu nutzen, durch Geschäftssinn, durch Betrug. Nun stellt sich die Frage, wie weit es mit der Schläue des Lektors tatsächlich her ist - oder ob dem Satz selbst ein falscher Schluss zugrunde liegt.

In seinem Erzählungsband, dem "Das große Experiment" auch den Titel gibt, versammelt Eugenides zehn Texte aus dreißig Jahren; ein gewichtiger Teil von ihnen ist in den späten Neunzigern entstanden, es finden sich aber auch zwei, die ganz frisch sind. Sie handeln von künstlicher Befruchtung, Sexforschern, einem ehebrecherischen Radiomoderator, zwei alten Frauen im Clinch mit den Anforderungen der Gesellschaft oder einem Erleuchtung suchenden jungen Amerikaner mit tagelangem Durchfall.

Was sie verbindet, erschließt sich erst auf den zweiten Blick: Eugenides sucht ersichtlich das Staunen seiner Figuren, er spürt es auf und stellt es dar, ohne ihm dabei seine Dringlichkeit zu nehmen, ohne die Überwältigung der Staunenden abzuschwächen. Sie staunen über ihre eigene Lage und die der ganzen Welt, sie staunen darüber, wohin es mit ihnen selbst so schleichend gekommen ist und wohin mit der Gesellschaft, die sie umgibt, und oft genug fällt beides zusammen. Der Musiker, der sich vor Jahren ein Cembalo auf Kredit gekauft hatte, nun die Raten nicht mehr bedienen kann und das Instrument verlieren wird ("Alte Musik", 2005), sieht die Zeichen und sieht sie zugleich auch nicht, jedenfalls vermag er sie nicht zu deuten. Größere Energie als auf die Regelung der Finanzen wendet er daran, die Fassade aufrechtzuerhalten: vor der Welt, vor seiner Frau, am meisten aber vor sich selbst.

Die umgekehrte Perspektive, die des Beobachters eines nicht selbstverschuldeten Desasters, herrscht dann in "Timesharing" von 1997 vor. Ein junger Mann erzählt von seinem Vater, der immer neue Geschäfte anfängt und selten zu Ende führt und nun ein heruntergekommenes Hotel in Florida betreibt, das er währenddessen renoviert. Nicht ohne Erfolg: "Der Bau war eine Ruine, als mein Vater sich das Geld für den Kauf lieh, und nach dem, was meine Mutter mir sagt, sieht es hier jetzt schon um einiges besser aus" - die Reparaturen allerdings sind zu einem guten Teil kosmetischer Natur, und der schleichende Zusammenbruch des Projekts deutet sich in den Worten des wach registrierenden Erzählers an. Der aber kennt den Unternehmerdrang seines Vaters und weiß, dass er durch den Versuch einzugreifen nichts Wesentliches verhindern wird. Also nimmt er mit, was die Situation an Annehmlichkeiten zu bieten hat, hofft darauf, dass der große Knall ausbleibt, und ist doch mehr als darauf gefasst.

Überhaupt spielen Häuser und Interieurs in den meisten Geschichten dieser Sammlung eine große Rolle, und so wie von Eugenides' großem Roman "Middlesex" nicht zuletzt das mit Spuren des Verfalls gezeichnete Detroit in wacher Erinnerung bleibt, sind es hier die abgelösten Tapeten und undichten Dächer, die Bilder an den Wänden, die modernen Küchen und Penthousewohnungen, denen der Autor einige Sorgfalt widmet und die ihrerseits - wie in "Das große Experiment" - die Handlung motivieren und vorantreiben. Sie sind Ausdruck der Zustände, die von den Protagonisten hinterfragt werden, simpel wie in der Verlagserzählung, wo der Gegensatz zwischen dem glitzernden Penthouse des Verlegers und dem immer schäbigeren Heim der Lektorenfamilie die Frage nach der Gerechtigkeit im modernen Amerika aufwirft, gespiegelt in Tocquevilles fast zweihundert Jahre älterer Zustandsbeschreibung der Vereinigten Staaten.

Kaum ein Protagonist dieser Geschichten aus dem Amerika unserer Tage kommt ungeschoren davon. Und nimmt man den Titel der Sammlung wörtlich, dann fragt man sich, ob Eugenides dieses Experiment nicht als veritablen Fehlschlag ansieht.

TILMAN SPRECKELSEN

Jeffrey Eugenides:

"Das große Experiment".

Erzählungen.

Aus dem Englischen von Gregor Hens und anderen.

Rowohlt Verlag, Reinbek 2018. 336 S., geb., 22,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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