Was bei diesem Buch zu Beginn auffällt, und zwar leider negativ, ist die Tatsache, dass die ersten 100 bis 150 Seiten nur aus Rückblicken bestehen. Und damit nicht genug, wird es im weiteren Verlauf immer wieder Rückblicke geben.
Erzählt werden im Grunde drei von einander unabhängige Geschichten,
in deren Mittelpunkt jeweils eine von drei befreundeten älteren Damen steht. Agnes, Waltraut und…mehrWas bei diesem Buch zu Beginn auffällt, und zwar leider negativ, ist die Tatsache, dass die ersten 100 bis 150 Seiten nur aus Rückblicken bestehen. Und damit nicht genug, wird es im weiteren Verlauf immer wieder Rückblicke geben.
Erzählt werden im Grunde drei von einander unabhängige Geschichten, in deren Mittelpunkt jeweils eine von drei befreundeten älteren Damen steht. Agnes, Waltraut und Erika, genannt Ricky, haben alle eine Vergangenheit, von der es etwas zu verbergen gilt. Alle drei tragen sich mit Schuldgefühlen und glauben sich ertappt, als sie bei der Ausübung ihres liebsten Hobbys, dem Besuch fremder Beerdigungen, von einem unbekannten Mann beobachtet werden.
Damit beginnt der Roman. Jede der drei Frauen glaubt in diesem Mann jemand anderen wiederzuerkennen, jemanden, der ihr auf die Schliche gekommen sein könnte, der ihr übel wollen könnte. Daraufhin erzählt der Roman dann nacheinander die Geschichten der drei, nur jeweils durch kurze, manchmal nur aus wenigen Sätzen bestehenden Einschüben unterbrochen, die im „Jetzt“ spielen und die Drei beim Zusammensitzen im titelgebenden Café zeigen.
Soviel darf man verraten, dass alle drei mit einem Tötungsdelikt in Verbindung stehen, welches nach so vielen Jahren bis heute nicht als solches entdeckt wurde. Der Mann, der sie beobachtet, entpuppt sich jedoch schließlich nicht als der von ihnen jeweils befürchtete, sondern ist jemand ganz anderes.
Dann aber wird es komplett abstrus und absurd, die Geschichte oder vielmehr die drei voneinander unabhängigen Geschichten nehmen einen ganz neuen Verlauf. Was geschieht und als was sich das Ganze schließlich herausstellt, darf ich hier nicht verraten. So richtig überzeugen konnte mich es aber nicht, auch wenn es recht witzig und immerhin ziemlich ungewöhnlich ist.
Es kann nur vermutet werden, aber auf mich wirkt der Roman, der immerhin von ebenfalls drei Damen verfasst wurde, als hätte jede von ihnen sich eine der Protagonistinnen ausgewählt und deren Geschichte geschrieben. Dann wurde drumherum eine Rahmenhandlung geschaffen, die aber so wenig wirkliche Handlung hat, dass man sie glatt überlesen kann. Auch die im Klappentext als patent und nervenstark beschriebene Kellnerin im besagten Café spielt eine eher untergeordnete Rolle, erst ganz am Schluss kommt ihr noch eine gewisse Bedeutung zu.
So ist dieses Buch zwar recht unterhaltsam, die Hauptfiguren sind jedoch ziemliche Abziehbilder, wenn man von ihren vergangenen Verfehlungen mal absieht, präsentieren sie sich als wandelnde Klischees von älteren Frauen. Die erwähnte Pointe ist zwar ebenfalls einigermaßen überraschend und wirklich nicht vorhersehbar, aber andererseits auch nicht unbedingt so ganz geschickt umgesetzt.
Insgesamt also eine nette Geschichte oder vielmehr drei nette Geschichten, die aber keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Gina Greifenstein, Anne Grießer, Barbara Saladin - Das kleine Café am Friedhof
KBV, Oktober 2025
Taschenbuch, 317 Seiten, 15,00 €