Was ist Traum? Was ist Wirklichkeit? Kann die eigene Vergangenheit verändert werden? Ist es möglich, alternative Identitäten zu übernehmen? Der angolanische Schriftsteller José Eduardo Agualusa betreibt in diesem Roman, mit Bezug zur Geschichte Angolas mit seiner Hauptstadt Luanda, ein
Verwirrspiel.
Angola ist seit 1975 unabhängig von der einstigen Kolonialmacht Portugal. Der seit 1961 geführte…mehrWas ist Traum? Was ist Wirklichkeit? Kann die eigene Vergangenheit verändert werden? Ist es möglich, alternative Identitäten zu übernehmen? Der angolanische Schriftsteller José Eduardo Agualusa betreibt in diesem Roman, mit Bezug zur Geschichte Angolas mit seiner Hauptstadt Luanda, ein Verwirrspiel.
Angola ist seit 1975 unabhängig von der einstigen Kolonialmacht Portugal. Der seit 1961 geführte Freiheitskampf mündete in einem autoritären Staat, in dem Korruption und Menschenrechtsverletzungen den Alltag bestimmen. Der Roman entstand drei Jahrzehnte nach der Unabhängigkeit.
Der Autor schreibt aus der ungewöhnlichen Perspektive des Geckos Eulálio, der in einem früheren Leben Menschengestalt hatte. Mit seinem Herrn, dem Albino Félix Ventura, einem Antiquar, verbindet ihn eine quasi telepathische Verbindung. Sie begegnen sich in der Welt der Träume.
Félix Ventura wurde einst als Findelkind in einem Körbchen vor der Tür des Antiquars Fausto Bendito Ventura, einem Mulatten, abgegeben. Insofern entwickelte er, ebenso wie der Gecko, eine Leidenschaft für Bücher. Beruflich beschäftigt er sich mit erfundenen Stammbäumen und alternativen Vergangenheiten.
Bezüge zur Politik sind bereits bei seiner Haushaltshilfe Esperança Job Sapalo erkennbar, die einst ein Massaker überlebt hat. Das Leben in Angola ist auch wegen der vielen Landminen gefährlich. Eines Tages erscheint bei Ventura ein Fremder, der eine andere Identität bzw. Vergangenheit erwerben möchte.
Der Fremde erhält Papiere auf den Namen José Buchmann mit Vergangenheit (Großvater Cornélio Buchmann, Eltern Mateus Buchmann und Eva Miller). Er ist in der Folgezeit häufiger Gast bei Ventura. Auch Venturas Freundin Ȃngela Lύcia zählt zu den häufigen Besuchern. Querverbindungen werden im Laufe der Geschichte gelüftet.
Unverständlich ist, dass Buchmann eines Tages Ventura, zusammen mit dem Bettler und ehemaligem Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit Edmundo Barata dos Reis, besucht, den er ein Kapitel später im Antiquariat wegen verschiedener Vergehen mit einer Waffe bedroht.
Eingestreut in die Erzählung sind einige Traumsequenzen, die zusammen mit den Erzählungen des Geckos dazu beitragen, dass sich die Leser auf eine Gratwanderung begeben zwischen Fantasie und Realität. Nicht nur die Vergangenheit wird manipuliert, sondern Traum und Wirklichkeit vermischen sich auch auf der Metaebene der Erzählung.
Es handelt sich um ein Buch, welches man ein zweites Mal lesen sollte, um den Inhalt zu erfassen. Agualusa arbeitet mit markanten sprachlichen Bildern und einer ungewohnten Erzählperspektive. So wie es auf die Politik Angolas verschiedene Perspektiven gibt, gibt es diese auch im Hinblick auf Menschen und bezogen auf diesen Roman.