Wer in Geschichten verstrickt ist, lebt intensiver - ich erzähle, also bin ich. Doch nicht nur das eigene Leben wird als Narration prägnanter. Mittels Erzählungen gelingt es uns auch, die Erfahrungen eines einzelnen Menschen zu solchen von vielen anderen zu machen. Dazu müssen unsere Gehirne und die Weisen, wie wir Geschichten erzählen, aufeinander abgestimmt sein. Doch wie genau geschieht das? Fritz Breithaupts brillantes Buch unternimmt eine Neubestimmung des Menschen als narratives Wesen. Narratives Denken, so zeigt er, wird stets mit spezifischen Emotionen belohnt, und das heißt: Wir leben, wie wir leben, weil wir diesen Belohnungsmustern folgen. In Narrationen kann darüber hinaus aber auch immer alles anders kommen, und ebendies erlaubt uns den Aufbruch zu neuen Ufern.
»Das narrative Gehirn bietet eine anregende Einführung in die Theorie des Erzählens.« Deutschlandfunk 20220718
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Burkhard Müller sieht den Germanisten Fritz Breithaupt mit seiner Narratologie auf dem Holzweg, und zwar gleich dreifach. Völlig verfehlt findet Müller Breithaupts Versuch, wissenschaftliche Exaktheit zu behaupten, indem er emotionale Wertigkeiten beim Weitererzählen von Geschichten misst, und dann auch noch ohne deren Inhalt zu beachten. Aber auch die Ausweitung des Begriffs "Narrativ" behagt dem Rezensenten nicht: Bilder sind keine Erzählung, und performative Sprechakte sind es auch nicht: Wenn ein Richter einen Angeklagten zu einer Haftstrafe verurteilt, ist dies eine Tat. Und schließlich kennt der Begriff des Narrativs kein Verhältnis zur Wirklichkeit, moniert Müller: Eine Lügengeschichte ist hier genauso Erzählung wie ein wahrheitsgetreuer Bericht. Für Müller wird hier Germanistik zur Märchenstunde.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Das narrative Gehirn bietet eine anregende Einführung in die Theorie des Erzählens.« Deutschlandfunk 20220718







