»Verschiedene Kritiker haben mir die Ehre angetan, das Gedicht als Kritik an der Gegenwart zu interpretieren, und haben sogar eine gehörige Portion Gesellschaftskritik hineingelesen. Für mich war es nur das Ventil für einen privaten und ganz belanglosen Grant gegen das Leben; es ist lediglich ein Stück rhythmischer Quengelei.« So wehrt ein Autor, ebenso verständlich wie unangemessen und vergebens, den Ruhm ab, mit dem er für eben dieses Gedicht, The Waste Land, überhäuft worden ist. The Waste Land (erschienen 1922) ist das Langgedicht des 20. Jahrhunderts, jedenfalls das mit der größten Wirkung in der westlichen Welt. Ein Blick in Norbert Hummelts schwungvoll rhythmische, "direkte" Neuübertragung und das Original macht ohne weiteres verständlich, warum.Der puritanischen Traditionslinie der amerikanischen Literatur - über Emerson, Thoreau, Dickinson und Whitman - folgend, bezieht Eliots bewußt fragmentarisch gehaltenes Krisengedicht den Leser geradezu szenisch mit ein. Es läßt ihnmitarbeiten, innehalten, überlegen: Selbsterforschung - des Lesers mehr als des Sprechenden - ist gefragt. Auch dies hat Das öde Land über all die Jahre hinweg lebendig gehalten.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Höflich im Ton, gnadenlos in der Sache. Werner von Koppenfels' Rezension lässt kein gutes Haar an Norbert Hummels Neuübersetzung dieses Schlüsselwerks der Moderne. Erst einmal nimmt der Rezensent freilich T.S. Eliot selbst gegen mancherlei, wie er meint, in Zeiten der Popliteratur und der "Poetry Slams" naheliegenden Vorwürfe in Schutz: Hermetik, hoher Ton und wahnwitziger Anspielungsreichtum machten dies Meisterwerk nun einmal aus. Viel übrig ist davon in der Übersetzung scheint's nicht. Es beginnt - aber endet leider noch lange nicht -, klagt Koppenfels, mit dem ersten Satz: "April is the cruellest month", das mit "April ist der übelste Monat von allen" einfach nicht adäquat ins Deutsche gebracht sei. Des weiteren gehen ein Sonett, diverse raffiniert gegeneinander gesetzte Tonlagen und auch fremdsprachliche Zitate verloren. Die Reime glücken, wo sich Hummelt an ihnen versucht, in der Regel nicht. Kurzum: Der Rezensent rät entschieden ab.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH







