Nach seinem gefeierten Roman Der menschliche Makel, der 2003 mit Nicole Kidman und Anthony Hopkins in die Kinos kommt, legt Philip Roth, immer noch der zornigste der alten Männer, erneut ein Meisterwerk vor, in dem ein Mann seine intimsten Seelenregungen preisgibt, und über Sex, das Altern und die Hinfälligkeit des Körpers auf eine Weise spricht, die dem Leser den Atem raubt.
David Kepesh, ein in Ehren ergrauter bekannter Kulturkritiker, der regelmäßig im Fernsehen auftritt und eine Dozentur an einem New Yorker College hat, ist über sechzig, als er die wohlerzogene Studentin Consuela Castillo kennen lernt, Tochter reicher kubanischer Exilanten, die sein Leben in erotische Turbulenzen stürzt.
Als in den sechziger Jahren die sexuelle Revolution begann, hat Kepesh Frau und Kind verlassen, und seither hat er mit einer Lebensweise experimentiert, die bestimmt ist durch das, was er als "männliche Emanzipation" bezeichnet. Im Lauf der Zeit hat er den Protest und die Freizügigkeit dieser Jahre in ein geordnetes Leben integriert, das ganz und gar seinen erotischen und ästhetischen Leidenschaften gewidmet ist. Doch Consuela stellt mit ihrer Jugend und Schönheit all seine Gewissheiten in Frage, und eine quälende sexuelle Besessenheit stürzt ihn in die Abgründe einer verzehrenden Eifersucht. Was als unbeschwertes erotisches Abenteuer begann, entwickelt sich im Ver von acht Jahren zu der Geschichte eines bitteren Verlustes. Ein sterbendes Tier zeichnet ein verblüffend genaues Bild der sexuellen Umwälzungen, die Amerika in den vergangenen Jahrzehnten erschüttert haben. Auch in diesem Buch verwebt Philip Roth mit unerreichter Meisterschaft das Schicksal seiner Protagonisten mit den gesellschaftlichen Kräften, die unser tägliches Leben beherrschen.
David Kepesh, ein in Ehren ergrauter bekannter Kulturkritiker, der regelmäßig im Fernsehen auftritt und eine Dozentur an einem New Yorker College hat, ist über sechzig, als er die wohlerzogene Studentin Consuela Castillo kennen lernt, Tochter reicher kubanischer Exilanten, die sein Leben in erotische Turbulenzen stürzt.
Als in den sechziger Jahren die sexuelle Revolution begann, hat Kepesh Frau und Kind verlassen, und seither hat er mit einer Lebensweise experimentiert, die bestimmt ist durch das, was er als "männliche Emanzipation" bezeichnet. Im Lauf der Zeit hat er den Protest und die Freizügigkeit dieser Jahre in ein geordnetes Leben integriert, das ganz und gar seinen erotischen und ästhetischen Leidenschaften gewidmet ist. Doch Consuela stellt mit ihrer Jugend und Schönheit all seine Gewissheiten in Frage, und eine quälende sexuelle Besessenheit stürzt ihn in die Abgründe einer verzehrenden Eifersucht. Was als unbeschwertes erotisches Abenteuer begann, entwickelt sich im Ver von acht Jahren zu der Geschichte eines bitteren Verlustes. Ein sterbendes Tier zeichnet ein verblüffend genaues Bild der sexuellen Umwälzungen, die Amerika in den vergangenen Jahrzehnten erschüttert haben. Auch in diesem Buch verwebt Philip Roth mit unerreichter Meisterschaft das Schicksal seiner Protagonisten mit den gesellschaftlichen Kräften, die unser tägliches Leben beherrschen.
Der alte Mann und das Mädchen
Die übliche Geschichte bei Philip Roth, und doch ist sie immer neu: Ein alternder Gelehrter - in diesem Fall ein amerikanisches Pendant zu Marcel Reich-Ranicki - kann es nicht lassen; immer wieder macht er sich an seine Studentinnen heran, deren jugendlichem Charme er sich nicht entziehen kann. Seine Virilität aber scheint in Kombination mit seiner intellektuellen Autorität unwiderstehlich zu wirken: Immer bekommt er was er will.
Die Katze und der Goldfisch
Auch die begehrenswerte Kubanerin Consuela Castillo vermag der routinierte Verführer in sein Bett zu locken. Doch irgendwas ist bei ihr anders als bei seinen üblichen Affären. Man bemerkt es schon zu Beginn des Romans, als er ausschweifend Consuelas Schönheit schildert. Er gerät bereits bei der Schilderung ihrer Kleidung außer Atem und bewegt sich hart am Rande des Kitsch, als die Reihe an ihrer seidenen Unterwäsche oder ihren großen Brüsten (BH-Größe D) ist. Mit Hilfe roher sexueller Brutalität gelingt es ihm im Laufe ihrer gemeinsamen Affäre, Consuelas Leidenschaft zu wecken. Doch diese ist eine gelehrige Schülerin, und so wird der sexuelle Dominator zum Dominierten: "Ich war die Katze, die den Goldfisch beobachtet. Nur dass es in diesem Fall der Goldfisch war, der die Zähne hatte."
Die pornografische Qual
Eifersucht heißt das Gift, das sie ihm einflößt, und unter dem er von nun an leiden wird: "Ein junger Mann wird sie finden und sie mir wegnehmen." Dieser junge Mann ist er selbst, nur 40 Jahr jünger. So beginnt die "pornografische Qual": "Einem anderen, der man ein einst selbst war, dabei zuzusehen." Machtlos und voll Begehren zu sehen, wie ein anderer zum Dominator der Frau wird, von der man dominiert wird. Diese Qual ist die Kristallisation des eigentlichen Problems: das Bewusstsein zu altern.
Die Memoiren eines Besessenen
In seinem Roman Das sterbende Tier ist Philip Roth am tiefen Grund der ungeschminkten Wahrheit um sexuelle Faszination und Besessenheit angelangt. Die Geschichte des telegenen Literaturkritikers scheint ihm nur dazu zu dienen, dem Leser seine Erkenntnisse über die Sexualität, das Altern und das Leben mitzuteilen. Dabei wendet sich der Ich-Erzähler manchmal auch direkt an den Leser, der fiktiv bei ihm auf der Couch sitzt und zu seinem Vertrauten wird. Roth hat hier die Memoiren eines Besessenen geschrieben. Ungeschminkt und fern jeder Illusion.
(Andreas Rötzer)
Die übliche Geschichte bei Philip Roth, und doch ist sie immer neu: Ein alternder Gelehrter - in diesem Fall ein amerikanisches Pendant zu Marcel Reich-Ranicki - kann es nicht lassen; immer wieder macht er sich an seine Studentinnen heran, deren jugendlichem Charme er sich nicht entziehen kann. Seine Virilität aber scheint in Kombination mit seiner intellektuellen Autorität unwiderstehlich zu wirken: Immer bekommt er was er will.
Die Katze und der Goldfisch
Auch die begehrenswerte Kubanerin Consuela Castillo vermag der routinierte Verführer in sein Bett zu locken. Doch irgendwas ist bei ihr anders als bei seinen üblichen Affären. Man bemerkt es schon zu Beginn des Romans, als er ausschweifend Consuelas Schönheit schildert. Er gerät bereits bei der Schilderung ihrer Kleidung außer Atem und bewegt sich hart am Rande des Kitsch, als die Reihe an ihrer seidenen Unterwäsche oder ihren großen Brüsten (BH-Größe D) ist. Mit Hilfe roher sexueller Brutalität gelingt es ihm im Laufe ihrer gemeinsamen Affäre, Consuelas Leidenschaft zu wecken. Doch diese ist eine gelehrige Schülerin, und so wird der sexuelle Dominator zum Dominierten: "Ich war die Katze, die den Goldfisch beobachtet. Nur dass es in diesem Fall der Goldfisch war, der die Zähne hatte."
Die pornografische Qual
Eifersucht heißt das Gift, das sie ihm einflößt, und unter dem er von nun an leiden wird: "Ein junger Mann wird sie finden und sie mir wegnehmen." Dieser junge Mann ist er selbst, nur 40 Jahr jünger. So beginnt die "pornografische Qual": "Einem anderen, der man ein einst selbst war, dabei zuzusehen." Machtlos und voll Begehren zu sehen, wie ein anderer zum Dominator der Frau wird, von der man dominiert wird. Diese Qual ist die Kristallisation des eigentlichen Problems: das Bewusstsein zu altern.
Die Memoiren eines Besessenen
In seinem Roman Das sterbende Tier ist Philip Roth am tiefen Grund der ungeschminkten Wahrheit um sexuelle Faszination und Besessenheit angelangt. Die Geschichte des telegenen Literaturkritikers scheint ihm nur dazu zu dienen, dem Leser seine Erkenntnisse über die Sexualität, das Altern und das Leben mitzuteilen. Dabei wendet sich der Ich-Erzähler manchmal auch direkt an den Leser, der fiktiv bei ihm auf der Couch sitzt und zu seinem Vertrauten wird. Roth hat hier die Memoiren eines Besessenen geschrieben. Ungeschminkt und fern jeder Illusion.
(Andreas Rötzer)
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Geben wir es zu: In der Nacherzählung durch die Kritiker klingt die Fabel dieses Romans reichlich verschmockt. Ein 62-jähriger, mäßig berühmter Professor, der unter Herzkranzgefäß- und Prostataproblemen leidet, hat irgendetwas an sich, das "atemberaubend schöne" 24-jährige Studentinnen zum "reinen Ficken" veranlasst. Am Ende des Romans hat das Mädchen Brustkrebs, und der kranke Professor, der auch im philosophischen Sinne Sex ohne Liebe predigt, wird sie als Liebender zu Tode pflegen. Zwar klagt der Rezensent Ijoma Mangold, dass der Roman stellenweise "allzu parabelhaft, holzschnittartig" sei, aber der Atemlosigkeit, mit der er ihn nacherzählt, entnimmt man, dass er hingerissen ist. "Alles hat schließlich seinen Preis - auch die kalte Wahrheit", lautet für Mangold am Ende die Moral der Geschichte. Fasziniert hat er in seiner Kritik zuvor nacherzählt, wie der kalte Zyniker, indem er das Menstruationsblut der schönen Studentin leckte, bei der Metaphysik angelangt sei und einsehen musste, dass es kein "reines Ficken" gibt. Man wird den Roman wohl lesen müssen, um diese Faszination nachzuempfinden.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Schlicht und einfach der größte Romancier, der heute in englischer Sprache schreibt." - Louis Begley
"Das Meisterwerk von Philip Roth, gelesen von einem der besten Schauspieler Deutschlands."








