«... hauptsächlich hasse und verachte ich das Tier, das man Mensch nennt, obwohl ich herzlich John, Peter, Thomas usw. liebe.» Unter diesem Credo von Jonathan Swift aus dem Jahr 1725 versammelt Hans Joachim Schädlich in seinem neuen Buch Texte, die wie in einem Kaleidoskop historisch genau recherchierte Verheerungen der letzten Jahrhunderte spiegeln.
Verbrechen der Nazizeit, des Stalinismus und totalitärer Systeme und Gewalttaten Einzelner, die an Rohheit kaum zu überbieten sind, werden konterkariert von skurrilen und sanfteren Texten. Voller Achtung vor schöpferischer Genialität, mit einer fast liebevollen Hinwendung zu den kleinen, verzeihlichen menschlichen Schwächen besticht Hans Joachim Schädlich mit einer sprachlichen Knappheit, die Raum lässt für eigene Deutung.
Ein wichtiges Buch in einer Zeit, in der die Weltordnung wieder vom Sieg der Gewalt bedroht wird.
Verbrechen der Nazizeit, des Stalinismus und totalitärer Systeme und Gewalttaten Einzelner, die an Rohheit kaum zu überbieten sind, werden konterkariert von skurrilen und sanfteren Texten. Voller Achtung vor schöpferischer Genialität, mit einer fast liebevollen Hinwendung zu den kleinen, verzeihlichen menschlichen Schwächen besticht Hans Joachim Schädlich mit einer sprachlichen Knappheit, die Raum lässt für eigene Deutung.
Ein wichtiges Buch in einer Zeit, in der die Weltordnung wieder vom Sieg der Gewalt bedroht wird.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Dem Rezensenten Lothar Müller imponiert es, wie Hans Joachim Schädlich von der Tierhaftigkeit des Menschen erzählt, ohne zum Misanthropen zu werden. In knapp fünfzig Miniaturen kehre der 1935 geborene Autor zur ihm vertrauten kleinen Form zurück und erzähle dabei vorrangig von verschiedenen menschlichen "Untaten" vor allem aus dem 20. Jahrhundert, teils auch aus früherer Zeit oder der Gegenwart: Es geht etwa um Stalin und seinen Henker, um die Exilierung von Marta und Lion Feuchtwanger, um Hexenverbrennungen oder die zweite Karriere eines ehemaligen NS-Funktionärs in der DDR. Neben dem Eindruck, als hätte Schädlich hier nochmal seine "Lebensthemen" versammelt, findet Müller vor allem den "Sprachfilter" des Schriftstellers bemerkenswert, der alles Nahbare, sei es das anekdotisch "Anheimelnde" oder das Dokumentarische, aus seinen Texten ausstreiche. Übrig bleiben, so Müller, karge Prosastücke, am besten mit Pausen zu lesen, die sich weder in eine "Kette der Grausamkeiten" fügen - immer wieder blitze auch Zuversicht auf -, noch ein Triumphgefühl der moralischen Überlegenheit provozieren, analysiert der Kritiker. Er schätzt hier scheinbar die Wahrhaftigkeit in Schädlichs Blick auf den Menschen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Schädlich fasst das Tier, das man Mensch nennt, ins Auge. Ein Misanthrop ist er nicht. Lothar Müller Süddeutsche Zeitung 20230408
Dem Rezensenten Lothar Müller imponiert es, wie Hans Joachim Schädlich von der Tierhaftigkeit des Menschen erzählt, ohne zum Misanthropen zu werden. In knapp fünfzig Miniaturen kehre der 1935 geborene Autor zur ihm vertrauten kleinen Form zurück und erzähle dabei vorrangig von verschiedenen menschlichen "Untaten" vor allem aus dem 20. Jahrhundert, teils auch aus früherer Zeit oder der Gegenwart: Es geht etwa um Stalin und seinen Henker, um die Exilierung von Marta und Lion Feuchtwanger, um Hexenverbrennungen oder die zweite Karriere eines ehemaligen NS-Funktionärs in der DDR. Neben dem Eindruck, als hätte Schädlich hier nochmal seine "Lebensthemen" versammelt, findet Müller vor allem den "Sprachfilter" des Schriftstellers bemerkenswert, der alles Nahbare, sei es das anekdotisch "Anheimelnde" oder das Dokumentarische, aus seinen Texten ausstreiche. Übrig bleiben, so Müller, karge Prosastücke, am besten mit Pausen zu lesen, die sich weder in eine "Kette der Grausamkeiten" fügen - immer wieder blitze auch Zuversicht auf -, noch ein Triumphgefühl der moralischen Überlegenheit provozieren, analysiert der Kritiker. Er schätzt hier scheinbar die Wahrhaftigkeit in Schädlichs Blick auf den Menschen.
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