Ein Übersetzer verbringt die Sommerferien mit Frau und Tochter in einem kleinen Dorf auf Korsika. Seine unsichere berufliche Situation und der rätselhafte Tod eines blinden Mädchens stürzen ihn in Verwirrung. Frau und Tochter fahren ab, er bleibt mit seiner Verwirrung zurück und merkt, wie er abrutscht in ein anderes Leben, das ihm angst macht, obwohl es ihn beglückt. Er hat zu schreiben begonnen, aufzuschreiben, was ihm widerfährt. Henri Thomas, geboren 1912 in den Vogesen, gestorben 1993 in Paris, Schüler von Alain, befreundet u.a. mit André Gide und Jean Paulhan, veröffentlichte 1961 den autobiographisch grundierten Roman Le Promontoire [Das Vorgebirge], kurz nachdem er Paul Celan kennengelernt hatte. Celan übersetzte einen Großteil sehr rasch; dann scheiterte die Weiterarbeit an Vertragsverhandlungen mit dem Hanser Verlag , der das Werk 1963 in einer Übersetzung von Elmar Tophoven herausbrachte. Barbara Wiedemann hat Celans Arbeit für die Erstveröffentlichung ediert, vervollständigt und mit einem Nachwort versehen. Celans Übersetzung bringt eine sehr reine Stimme der französischen Literatur des letzten Jahrhunderts neu zu Gehör.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Da man dem umfangreichen Werk des 1993 gestorbenen französischen Autors Henri Thomas in Deutschland von verlegerischer Seite nur "halbherzig" begegnete, freut sich Thomas Laux über diese deutsche Übersetzung von dessen Roman "Das Vorgebirge", die, wie er informiert, zu drei Vierteln von Paul Celan stammt. Ein Ich-Erzähler, mit Frau und Kind im Urlaub auf Korsika, berichtet vom plötzlichen Tod der Wirtin einer Nachbarpension, deren blinde Schwester fünf Jahre zuvor ermordet worden war, genau an der Stelle, an der die Frau des Erzählers bei einem Badeunfall ums Leben kommen wird. Soweit die Handlung des Buches. Anhand der verschlungenen Überlegungen, Reflexionen und Mutmaßungen des Erzählers erlebt man als Leser quasi die Entstehung des Romans selbst mit und wird zugleich zu dessen "Hermeneuten", so Laux fasziniert. Eingehend befasst sich der Rezensent mit der Geschichte der deutschen Übersetzung, die von Herausgeberin Ursula Wiedemann, die das letzte Viertel des Buches selbst übersetzt hat, ausführlich referiert wird: nachdem Paul Celan den Hauptteil des Romans übertragen hatte, gab er das Vorhaben wegen einer ihm untragbar erscheinenden Vertragsklausel auf, und der Auftrag ging dann an Elmar Tophoven, dessen Übersetzung 1963 erschien. Laux stellt in seinem Vergleich der beiden Übersetzungen lobend fest, dass Celan, auch wenn er mitunter etwas übertrieben "sublim" wird, grundsätzlich den richtigen Ton trifft, bei einer beeindruckenden Freiheit gegenüber dem französischen Original.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Es gibt zwei gute Gründe, dieses Buch zu lesen: den Autor und den Übersetzer. Vom Roman liegen gleich zwei Übersetzungen vor. Celans unvollendete Version nun zu ergänzen und ebenfalls vorzulegen ist eine glückliche Initiative des Suhrkamp Verlags und der Herausgeberin Barbara Wiedemann.« Joseph Hanimann Frankfurter Allgemeine Zeitung







