Tiere spielen eine zentrale Rolle in der Geschichte des Kolonialismus, sowohl in der historischen Aneignung fremder Gebiete, in Methoden kolonialer Erschließung und Ausbeutung als auch im Export kolonialer 'Güter' in die europäischen Staaten und in der dortigen Darstellung der Kolonialgebiete. Sie tauchen in Reise- und Jagdberichten, Fotografien, Spielfilmen und nicht zuletzt in Zoos auf. Zugleich sind im Zuge des Kolonialismus auch Tiere auf eine vorher nicht gekannte Weise global mobil geworden und in Gegenden gebracht worden oder selbst eingewandert, die ihren ursprünglichen…mehr
Tiere spielen eine zentrale Rolle in der Geschichte des Kolonialismus, sowohl in der historischen Aneignung fremder Gebiete, in Methoden kolonialer Erschließung und Ausbeutung als auch im Export kolonialer 'Güter' in die europäischen Staaten und in der dortigen Darstellung der Kolonialgebiete. Sie tauchen in Reise- und Jagdberichten, Fotografien, Spielfilmen und nicht zuletzt in Zoos auf. Zugleich sind im Zuge des Kolonialismus auch Tiere auf eine vorher nicht gekannte Weise global mobil geworden und in Gegenden gebracht worden oder selbst eingewandert, die ihren ursprünglichen Verbreitungsgebieten fern lagen. Das hat nicht nur zu einer Veränderung der lokalen Fauna geführt, sondern auch zu veränderten sozialen und kulturellen Strukturen in Kolonialgebieten, zu veränderten Mensch-Tier-Verhältnissen. Koloniale Mensch-Tier-Verhältnisse überlagern häufig indigene Mensch-Tier-Verhältnisse. Oft werden indigene Kulturen als monolithische, unveränderbare Gebilde dargestellt, die alle den gleichen Umgang mit Tieren pflegen würden. Um der Diversität von indigenen Denkmodellen Rechnung zu tragen, sollte jedoch historisch, geologisch und epistemologisch spezifisch und differenziert herausgearbeitet werden, wie genau welche Kultur welche Umgangsformen mit welchen Tieren pflegt(e) - und auch wie diese sich im Zuge des Kolonialismus verändert haben. Effekte der Kolonialisierung und damit auch die Art und Weise, wie Natur gedacht, strukturiert und klassifiziert wurde, wirken in Bezug auf Tiere fort und eine Frage wäre, wie sie sich aufbrechen lassen. Was würde eine Dekolonialisierung der Tiere bedeuten? Was sind dekoloniale Tiere? Mit Blick auf die Agency der Tiere fragt sich, wie Tiere auf die kolonialen Strukturen und Prozesse, von denen sie betroffen sind, reagieren, wie sie sich etwa ihrer Kolonisierung entziehen oder eine Selbstdekolonialisierung in Gang setzen.
Jessica Ullrich (Dr. phil) ist Honorarprofessorin für Kunstwissenschaft und Ästhetik an der Kunstakademie Münster. Zuvor war sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Philosophischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen und Leiterin der Kunstvermittlung im Kunstpalais Erlangen. Sie kuratierte diverse Ausstellungen von zeitgenössischer Skulptur und Fotografie. Sie ist Mitglied des Senior Editorial Board von Antennae, Journal for Nature in the Visual Arts , Repräsentantin und Board-Mitglied von Minding Animals Germany und Mitglied von Bündnis für Mensch und Tier, München, ferner von Animalität und Ästhetik Berlin, der Forschungsinitiative Tiertheorie (FiTT), CLAS (Cultural Literary Animal Studies) an der Universität Würzburg und Animals in History, einer von den Universitäten Konstanz, Wien und Zürich getragenen Gemeinschaftsinitiative. Ullrich studierte Kunstgeschichte, Kunstpädagogik und Germanistik in Frankfurt am Main sowie Kultur- und Medienmanagement in Berlin. Sie promovierte zu dem Thema Wachs als ästhetisches Material. Körper und Körperfragmente in der Wachsbildnerei am Ende des 20. Jahrhunderts und ihre kulturhistorischen Einflüsse . Im Kontext der Human-Animal Studies veröffentlichte sie u.a. gemeinsam mit Friedrich Weltzien und Heike Fuhlbrügge den Sammelband Ich, das Tier. Tiere als Persönlichkeiten in der Kulturgeschichte (Reimer 2008). Seit 2012 ist sie Herausgeberin von Tierstudien im Neofelis Verlag.
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