Alles beginnt in dem Augenblick, in dem Teresa und Bern sich begegnen und einander in die Augen schauen. Er störrisch und voller Überzeugungen. Sie voller Leidenschaft und Neugier. Es ist unumstößlich, dass sie zueinander finden werden, aber auch ebenso unvermeidbar, dass sie einander wieder
verlieren. In seinem neuen Roman „Den Himmel stürmen“, entführt Paolo Giordano, Autor von „Die Einsamkeit…mehrAlles beginnt in dem Augenblick, in dem Teresa und Bern sich begegnen und einander in die Augen schauen. Er störrisch und voller Überzeugungen. Sie voller Leidenschaft und Neugier. Es ist unumstößlich, dass sie zueinander finden werden, aber auch ebenso unvermeidbar, dass sie einander wieder verlieren. In seinem neuen Roman „Den Himmel stürmen“, entführt Paolo Giordano, Autor von „Die Einsamkeit der Primzahlen“, den Leser in eine Welt voller Liebe, Freundschaft und Hingabe, utopischen Visionen und festem Glauben, aber auch in eine Welt reich an Rivalität und Eifersucht. Die Geschichte von Teresa liest sich wie ein Kampf – was ist stärker, die Zuneigung zwischen zwei Menschen oder visionäre Lebensziele?
Den Zugangsweg bis zum Haus entlangzulaufen, war, wie mit dem ganzen Körper in eine Kindheitserinnerung einzutauchen, eine Erinnerung, die zur Gänze dort geblieben war, um auf mich zu warten. (Seite 174)
Teresa macht wie jeden Sommer Urlaub in Speziale im Süden Italiens, als sie Bern das erste Mal begegnet. Er lebt mit einigen anderen Jungen auf einem Hof unweit des Hauses von Teresas Großmutter – immer unter Aufsicht von Cesare und seiner Frau. Von ihm werden die Jungen im festen Glauben an Gott erzogen und sie wachsen isoliert von der restlichen Welt auf. Teresa ist fasziniert von dem Jungen, der so trotzig und resolut vor ihrem Vater steht, um sich für das unerlaubte Baden im hauseigenen Pool zu entschuldigen. Sie besucht Bern auf dem Hof, ein Sommer folgt auf den nächsten Sommer, sie wird in sein Leben hineingezogen, und letztendlich bleibt sie, sobald sie Erwachsen ist. Gemeinsam mit einigen Freunden leben sie auf dem Hof, immer nach dem Grundsatz, die Natur nicht zu verändern, sondern in Einklang mit ihr zu leben. Sie engagieren sich für den Erhalt von Olivenbäumen und bewegen sich dabei an den Grenzen der Legalität.
Was als friedliches Miteinander beginnt, artet aus und am Ende steht Teresa vor einem Scherbenhaufen. Freundschaften zerbrechen, die Liebe zwischen Teresa und Bern muss vor dem Einsatz für die Natur zurückweichen. Teresa versucht, ihre Verbindung zu Bern zu begreifen und gleichzeitig den Platz in ihrem eigenen Leben zu finden.
Dass ich meine Sehnsucht in gewissen Momenten vergaß, bedeutete nicht, dass sie nicht noch da war, lebendig, intakt. (Seite 183)
„Den Himmel stürmen“ ist hitzig, sehnsüchtig und leidenschaftlich. Bern steckt voller Leidenschaft für die Natur, Gott und Teresa. Teresa folgt ihm scheinbar willenlos, abhängig, wie verblendet. Doch wo einer für etwas brennt, droht der andere zu verbrennen. So verrennen sich beide immer wieder in verschiedene Richtungen und können sich dennoch nicht voneinander lösen. Diese Tatsache gibt dem Roman eine ungeheure Kraft, niederschmetternd und teils herzzerreißend hoffnungslos. Die Gefühle seiner Charaktere beschreibt Paolo Giordano wunderschön, er blickt in ihre Herzen und bringt zum Vorschein, was sie bewegt.
Faszinierend ist auch der Aufbau der Geschichte. Rückblicke vermischen sich mit Augenblicken aus der Gegenwart und das Erlebte wird von verschiedenen Erzählern Stück für Stück um Details angereichert, so dass sich am Ende erst ein vollständiges Bild ergibt, das man als Leser voller Staunen betrachten kann.
Fazit
Paolo Giordano gehört mit „Den Himmel stürmen“ für mich zu den ganz großen Autoren. Seine Geschichte ist gefühlvoll, spannungsgeladen und klug – mit Charakteren, die lebendig und vielschichtig sind. Zugleich atmet man geradezu die süße und heiße Luft Italiens, man fühlt die Landschaft und den Wind. Es ist, als wäre man dabei, ein Teil des Ganzen. Dieser Roman ist eine absolute Empfehlung!