Am 7. Oktober 2023 verübte die radikalislamische Terrormiliz Hamas verheerende Anschläge in Israel. Doch am nächsten Tag dominierte nicht Mitgefühl für die Angegriffenen die öffentliche Meinung. Vielmehr wurden die Attacken in progressiven Kreisen von Berlin über Paris bis New York als Akt des Widerstands legitimiert, ja teilweise sogar bejubelt. Woher kommt dieser Hass, der sich selbst für moralisch überlegen hält?
Die Ereignisse vom 7., aber auch die vom 8. Oktober haben Eva Illouz tief erschüttert. In ihrer kämpferischen Intervention zeichnet sie nach, wie Identitätspolitik und vom französischen Poststrukturalismus inspirierte Theorien zum Nährboden für ein Denken werden konnten, das historische Tatsachen und die ihnen innewohnende Komplexität ausblendet und Israel zum Inbegriff des kolonialistischen Bösen stilisiert.
Die Ereignisse vom 7., aber auch die vom 8. Oktober haben Eva Illouz tief erschüttert. In ihrer kämpferischen Intervention zeichnet sie nach, wie Identitätspolitik und vom französischen Poststrukturalismus inspirierte Theorien zum Nährboden für ein Denken werden konnten, das historische Tatsachen und die ihnen innewohnende Komplexität ausblendet und Israel zum Inbegriff des kolonialistischen Bösen stilisiert.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Rezensent Michael Hesse findet, dass die bekannte israelische Soziologin in ihren Überlegungen über neue antisemitische Denkmuster in der westlichen, progressiven Linken trotz anregender Ansätze zu kurz greift. Ausgehend vom im Titel referenzierten Hamas-Überfall, beobachtet sie, dass Mitleid im Westen zu einer "selektiven Ressource" geworden ist, die nur bestimmten Gruppen zuteil wird, zu denen Juden und Jüdinnen ihres Erachtens nach längst nicht mehr gehören. Israel ist inzwischen aufgrund der Logik verbreiteter antikolonialistischer Theorien zu einem Inbegriff des Bösen geworden, wodurch ein virulenter Antizionismus intellektuellen Linken den Komfort eines einfach gedachten, moralischen Schwarz-Weiß-Denkens bietet, resümiert der Kritiker. Antisemitismus tarne sich so als gerechtfertigter Hass. Auch wenn Illouz am Ende für ein universelles Mitleid plädiert, sieht Hesse in ihren Ausführungen den Nährboden für "gefährliche Verkürzungen". Illouz weise flächendeckend jede Israel-Kritik als antisemitisch ab, was dadurch Antisemitismus als Kategorie verwässere und die klare Benennung eines Genozids erschwere.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»Wie ist es möglich, dass Linke das Massaker der Hamas bis heute herunterspielen oder gar als revolutionäre Tat feiern? Illouz erklärt die Hintergründe.« Ulrich Gutmair wochentaz 20251212







