Einen feierlichen Ton wählt Siegfried Unseld im Eingangssatz seines ersten Briefs an Peter Handke: "ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, daß wir nach genauer Lektüre Ihres Manuskriptes uns entschieden haben, Ihre Arbeit in den Suhrkamp Verlag zu übernehmen." Mit diesem Schreiben vom August 1965 setzt eine Korrespondenz ein, in der nach annähernd 600 Briefen Peter Handke dem Verleger zum 75. Geburtstag gratuliert: "Du bist und warst wie selten einer zum stillen, wohltätigen Dasein und Mitgehen (und Vorausschwimmen) fähig."Über einen Zeitraum von mehr als 35 Jahren besprachen Peter Handke und Siegfried Unseld das ihnen Wichtigste schriftlich: die Literatur, die Bücher, unterrichtete der Autor den Verleger von seinen Vorhaben, hielt Unseld schriftlich seine Eindrücke über die neuen Manuskripte fest, diskutierten beide Erscheinungstermin und Ausstattung von Büchern, Publikationsstrategien und Kritikerrezensionen.Am Leitfaden der intensiven Arbeit an und für Literatur eröffnet dieser Briefwechsel völlig neue Einsichten in die Bedingungen des Schreibens und der Verbreitung von Büchern, zeichnet die intellektuelle Biographie beider Korrespondenten, ihr unablässiges Arbeiten an neuen Ausdrucksformen sowie deren materiellen, geographischen, politischen und persönlichen Begleitumstände. Konflikte zwischen beiden sind unausweichlich - ebenso unausweichlich ist es, daß sie beigelegt werden, denn für Peter Handke wie für Siegfried Unseld gilt: allein die Literatur schafft Möglichkeiten eines freien Lebens, in dem Phasen des Glücks vorherrschen können.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Erhellend findet Leopold Federmair die nun gesammelt vorliegende, 37 Jahre umspannende Korrespondenz Peter Handkes mit seinem Verleger und dies vor allem auch im Lichte weiterer Veröffentlichungen zu Leben und Werk des Autors anlässlich dessen 70. Geburtstags, die Federmair in seiner großzügigen Schilderung der gemeinsamen Stationen von Handke und Unseld im einzelnen als Beleg und Exkursmöglichkeit anführt. Ein Vergleich mit Unselds Briefwechsel mit Thomas Bernhard bietet sich überdies an: Der Handke-Band fällt nicht ganz so dramatisch und witzig wie dieser aus, urteilt der Rezensent, doch gestattet er ebenso wertvolle Einblicke in das "schöpferische Innen- und Außenleben" des Autors sowie in dessen zuweilen krisenhaftes Verhältnis zu Unseld. Diesem attestiert Federmair ein gutes Gespür für Handkes Auf und Ab, wie er insbesondere anhand dessen Umgang mit Handkes Lebens- und Schaffenskrise 1978 belegt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»In [Handkes] Briefen [geht] es fast ausschließlich um ihn und seine Empfindlichkeiten. Es führt aber doch zum Kern von Handkes Wahrnehmungs- und also Schreibkunst.« Volker Weidermann Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 20121202
»Nicht nur psychologisch und kreativitätspsychologisch jedoch ist dieser Briefroman spannend. Man kann ihn vielfaltig lesen: als Zeitroman der sechziger und siebziger Jahre, als Porträt eines Ausgewanderten, als Reiseliteratur, als Beispiel lebenspraktischer Gewinnung von Welt und Überwindung von Provinzialität, als Bildungsroman.«







