Stefan Breuers hochgelehrtes Buch beschäftigt sich mit der Urfrage, wie Staaten entstanden sind, aus welchen Frühformen sich staatliche Herrschaft herausgebildet hat. Der 'charismatische Staat', den Breuer beschreibt, ist der Staat im frühesten Zustand seiner Entstehung. Von den ersten Stammesgesellschaften unterscheidet er sich dadurch, dass der König nicht mehr - wie der Häuptling - als Vertreter der Gemeinde gegenüber den Göttern handelt, sondern umgekehrt als Vertreter der Götter gegenüber der Gemeinde. Für seine große Synthese hat er Erkenntnisse der Ethnologie, Archäologie, Geschichte und Soziologie ausgewertet und zusammengetragen und exemplifiziert sein Stufenmodell an frühen Staaten Ozeaniens, Südamerikas, Chinas, Mesopotamiens, Ägyptens und der Ägäis. Die Wurzeln staatlicher Organisation, der charismatische Staat, die sich evolutionär aus den Stammesgesellschaften entwickelten und durch religiöse Komponenten aufgeladen wurden, werden hier zu einem klaren Bild zusammengefügt.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Urs Hafner wünscht sich mehr Systematik in Stefan Breuers Versuch, den Staat als uralte Menschheitserfindung darzustellen. Von der Jungsteinzeit über Griechenland bis zu Beispielen aus Ägypten und den Anden zeigt ihm der Autor unter Einbezug einer beeindruckenden Menge an Forschungsliteratur und für den Laien verständlich gefasst verschiedene staatliche Organisationsformen. Dass der Autor sich dabei als Weberianer präsentiert und mit Begriffen Webers arbeitet, scheint für Hafner in Ordnung, solange Breuer mit Weber das charismatische Moment in staatlichen Frühformen identifiziert. Wenn Breuer hingegen egalitär organisierte Gemeinwesen nicht als staatlich anerkennt, vermutet der Rezensent ein Durchschlagen der Weberschen die Demokratie eher gering schätzenden Sicht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Das Buch gibt einen bewundernswert reich dokumentierten Überblick über die Forschung..." Frankfurter Allgemeine Zeitung
