Jacques Rivière, eine fast mythische Figur der französischen Kultur, machte unter anderem Marcel Proust berühmt und die "Nouvelle Revue Française" zur bedeutendsten Zeitschrift Frankreichs. Sein Tagebuch aus der Kriegsgefangenschaft in Deutschland von 1914 bis 1917 wurde zur Grundlage seiner nun erstmals auf Deutsch vorliegenden Analyse "L'Allemand": deutsche Typen, deutsches Benehmen, deutsches Denken und deutsche Unheimlichkeiten, gesehen mit den Augen eines ebenso klugen wie emotionalen Beobachters. Seit dem Erscheinen 1918 prägte "L Allemand" in Frankreich intensiv das Bild vom Menschen…mehr
Jacques Rivière, eine fast mythische Figur der französischen Kultur, machte unter anderem Marcel Proust berühmt und die "Nouvelle Revue Française" zur bedeutendsten Zeitschrift Frankreichs. Sein Tagebuch aus der Kriegsgefangenschaft in Deutschland von 1914 bis 1917 wurde zur Grundlage seiner nun erstmals auf Deutsch vorliegenden Analyse "L'Allemand": deutsche Typen, deutsches Benehmen, deutsches Denken und deutsche Unheimlichkeiten, gesehen mit den Augen eines ebenso klugen wie emotionalen Beobachters. Seit dem Erscheinen 1918 prägte "L Allemand" in Frankreich intensiv das Bild vom Menschen jenseits des Rheins. Aber die scharfe, kontrastierende antideutsche Studie zielte keineswegs auf irrationalen Hass, für Rivière gab es nur eine Konsequenz: den notwendigen deutsch-französischen Dialog.Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
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Autorenporträt
Jacques Rivière, 1886 in Bordeaux geboren, gehörte zusammen mit seinem Freund und Schwager Henri Alain-Fournier zu den wichtigen Wegbereitern der Moderne in Frankreich. Seit 1912 war Rivière Redakteur der drei Jahre zuvor gegründeten "Nouvelle Revue Française", nach dem Krieg brachte er sie von 1919 an zu neuem Glanz. Ohne sich grundlegend von seiner sehr kritischen Studie "Der Deutsche" von 1918 distanzieren zu müssen, widmete er sich Anfang der zwanziger Jahre der deutsch-französischen Aussöhnung im Rahmen einer gemeinsamen europäischen Ordnung. Rivière wurde besonders als Essayist sehr geschätzt, und zu seinen Freunden und Verehrern gehörten u.a. Marcel Proust, T.S. Eliot, André Gide, Antonin Artaud und Hugo von Hofmannsthal. Schon 1925 starb Jacques Rivière an Typhus.
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Endlich sind Jacques Rivieres Erinnerungen an seine deutsche Kriegsgefangenschaft auch auf Deutsch erschienen, berichtet Rezensent Jürgen Ritte erfreut. Ergriffen liest der Kritiker hier den Leidensweg des jungen Literaturkritikers, der schon zu Beginn des Ersten Weltkrieges in Gefangenschaft gerät, in verschiedenen Lagern bis zum Kriegsende eine Vielzahl von Qualen erlebt und schon im Jahre 1918 seine während der Gefangenschaft notierten Erfahrungen veröffentlicht. Ritte zeigt sich insbesondere beeindruckt von Rivieres vorurteilsfreier Betrachtung der Deutschen und seinem Versuch, das deutsche Volk, welches das französische Kollektivgedächtnis laut Riviere seit 1870 beherrscht, zu analysieren. Bisweilen durchaus amüsiert liest der Kritiker Rivieres humoristische Schilderungen, etwa des angeblichen Organisationstalentes der Deutschen. Lobend erwähnt Ritte nicht zuletzt auch Übersetzung und Nachwort von Daniele Raffaele Gambone.