Ein Tag im Leben eines alleinstehenden Herrn. Die brüchige bürgerliche Gesellschaft war zeitlebens eines der wichtigsten Themen Isherwoods. Seine kultivierten britischen Helden beobachten die Berliner Halbwelt in Cabaret mit ähnlicher Distanz wie die Spießbürger im Alptraum der amerikanischen Vorstädte in Der Einzelgänger der autobiografische Hintergrund ist leicht zu erkennen.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Der aus England stammende Christopher Isherwood, der bis zum Nazi-Regime in Berlin lebte und dann nach Amerika emigrierte, ist über seine Romane "Mr. Norris steigt um" und "Leb wohl Berlin", auf denen der Film "Cabaret" basiert, kaum bekannt geworden, bedauert Elmar Schenkel. Dabei seien die Bücher, die er in den 60er Jahren schrieb, durchaus lesenswert, weil sie über den "Gegensatz von Alter und Neuer Welt", über Homosexualität und das Leben von Minderheiten erzählen, betont der Rezensent, der es deshalb auch begrüßt, dass nun der Roman "Der Einzelgänger" auf Deutsch vorliegt. Darin wird ein einziger Tag im Leben des homosexuellen College-Professors Georg erzählt, der in seinem Umfeld als "seltsamer Vogel" angesehen wird und das durchaus selbstironisch genießt. Der Rezensent stellt fest, dass der Autor es regelrecht auskostet, die "Fremdheit" seines Helden und seine Ferne von gesellschaftlichen Normen wie Heterosexualität, Familie und Ehe darzustellen. Gleichzeitig sei aber auch Leid spürbar, wenn es um eine im Sterben liegende Freundin, um den verstorbenen Partner oder das "eigene Altern" gehe, so der Rezensent weiter, der nachvollziehbar findet, dass Isherwood auf seine "Umwelt wohl immer etwas Befreiendes und Direktes" gehabt hat.
© Perlentaucher Medien GmbH
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