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Der Erdglobus des Johannes Schöner von 1515 ist das - vielleicht - kulturgeschichtlich bedeutendste Exponat des historischen museums frankfurt.Der Schönerglobus von 1515 zeigt eine offene Meerespassage südlich von Südamerika als Verbindung zum Pazifischen Ozean. Magellan durchsegelte diesen Bereich erstmals im Jahre 1520. Ebenso hat Johannes Schöner auf seinem Globus einen großen ringförmigen Südkontinent eingetragen, der ein Polarmeer umfasst. Vage Vorstellungen von einem Landgebiet im Süden Afrikas gab es schon in Antike und Mittelalter, doch ist bei Schöner der Kontinent so eingetragen,…mehr

Produktbeschreibung
Der Erdglobus des Johannes Schöner von 1515 ist das - vielleicht - kulturgeschichtlich bedeutendste Exponat des historischen museums frankfurt.Der Schönerglobus von 1515 zeigt eine offene Meerespassage südlich von Südamerika als Verbindung zum Pazifischen Ozean. Magellan durchsegelte diesen Bereich erstmals im Jahre 1520. Ebenso hat Johannes Schöner auf seinem Globus einen großen ringförmigen Südkontinent eingetragen, der ein Polarmeer umfasst. Vage Vorstellungen von einem Landgebiet im Süden Afrikas gab es schon in Antike und Mittelalter, doch ist bei Schöner der Kontinent so eingetragen, dass er eine erste Vorstellung der antarktischen Landmasse gibt.Dieser dritte Band der "Kunststücke des historischen museums frankfurt" führt die Tradition fort, herausragenden Objekten der Sammlung eine Monographie zu widmen, in der das Kunstwerk zugleich vollständig und umfassend präsentiert wird.
Autorenporträt
Dr. Frank Berger ist Kustos am Historischen Museum, Frankfurt/M und Verfasser einschlägiger Werke über rheinische Geschichte, die Römer in Nordwestdeutschland (Varus-Schlacht) und zur Geldgeschichte.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.12.2013

Das erste "America" auf einem Globus

Die Schöner-Erdkugel im Historischen Museum ist ein sagenhaftes Dokument. Jetzt wird sie in einem neuen Buch ausführlich präsentiert.

Diese Kugel hat Geographie-Geschichte geschrieben. Auf ihr hat Johannes Schöner 1515 die von Christoph Columbus entdeckte neue Welt bezeichnet - und erstmals den Namen "America" auf einer Weltkugel verwendet. Die Umrisse des neuen Kontinents waren auf dem Globus des Nürnberger Geographen und Verlegers allerdings noch stark verzerrt: Nordamerika ist bei Schöner lang und schmal, Südamerika dagegen ist ihm zu kurz geraten, dafür aber hat es einen dicken brasilianischen Bauch. Heute sieht der Kontinent auf Karten anders aus. Aber der Name ist immer noch der gleiche: Amerika.

Johannes Schöner hat seinen Globus in Serie hergestellt. Von den vielen hundert Exemplaren sind allerdings nur zwei erhalten geblieben. Das eine gehört zum Bestand der Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar, das zweite dem Historischen Museum Frankfurt, wo es in der Sammler- und Stifter-Ausstellung gezeigt wird. Dieser Globus ist nach Meinung von Museumsdirektor Jan Gerchow das bedeutendste kulturgeschichtliche Exponat seines Hauses.

Aus diesem Grund hat der Verlag Henrich Editionen ihn jetzt zum Thema eines Buches gemacht. "Der Erdglobus des Johannes Schöner von 1515" ist der dritte Band der Reihe "Kunststücke des Historischen Museums Frankfurt", in der bisher das Frankfurter Altstadtmodell der Brüder Treuner und der Annenaltar des Meisters von Frankfurt vorgestellt wurden. Einmal im Jahr zur Weihnachtszeit soll nach Verlagsplänen ein neuer Band erscheinen.

Was hat Johannes Schöner dazu veranlasst, den neuen Kontinent "America" zu nennen? Der Geograph stützte sich beim Entwurf seines Globus auf die berühmte Weltkarte von Martin Waldseemüller, auf der 1507 zum allerersten Mal der Name "America" aufgetaucht war. Waldseemüller hatte in dem Florentiner Seefahrers Amerigo Vespucci fälschlicherweise den Entdecker der neuen Länder gesehen und den Doppelkontinent nach ihm benannt. Allerdings hing er dem Land des Americus ein A an, weil auch die anderen damals bekannten Kontinente - Asia, Europa und Afrika - weiblichen Geschlechts waren.

Der Kurator Frank Berger, Herausgeber des Bandes, stellt eine kühne These auf: Der Schöner-Globus habe die Erforschung der Welt beeinflusst. Genauer: Der Portugiese Magellan habe die nach ihm benannte Magellan-Straße im Grunde nur entdeckt, weil Schöner sie auf seinem Erdglobus eingezeichnet habe. Natürlich hat der Globus-Erfinder die Passage nicht Magellan-Straße genannt, diesen Namen erhielt sie erst später. Tatsache ist aber, dass der Nürnberger Geograph zwischen der Südspitze und der Antarktis eine Meeresstraße einzeichnete, obwohl bis dahin noch kein Europäer Kap Hoorn gesehen, geschweige denn umsegelt hatte und niemand etwas von der Existenz des antarktischen Kontinents wusste. Magellan, der den Verbindungsarm zum Pazifischen Ozean 1520 durchsegelte, soll vor seiner Abreise einen Globus besessen haben, der Südamerika als umschiffbar darstellte. Es könnte sich, so vermutet Berger, um den Erdglobus des Johannes Schöner gehandelt haben.

Wie das Historische Museum in den Besitz des Globus gelangte, ist eine eigene Geschichte. Er stammte wohl aus der Bibliothek der Barfüßer-Mönche. Den Globus haben diese wahrscheinlich auf einer Messe in Frankfurt gekauft, Johannes Schöner spricht in einer Mitteilung davon, dass er einige seiner Globen zur Messe an den Main mitnehmen wolle. In der Reformationszeit übernahm die Stadt das Barfüßerkloster samt Bibliothek.

Kurator Berger und seine Mitstreiter haben den Schöner-Globus genau untersucht und ihn auch durch einen Röntgentomographen gejagt. Jetzt wissen sie, dass Schöner eine Holzkugel mit Pappmaché ummantelt und danach mit einem Federmesser die Pappkugel in zwei Teile geschnitten und abgelöst hat. Wie er den Namen America aufgebracht hat, wird im Buch beschrieben.

rieb.

"Der Erdglobus des Johannes Schöner von 1515" , herausgegeben von Frank Berger, Henrich Editionen 2013, 14,95 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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