Gernot Wolframs Geschichten erzählen von Menschen, die plötzlich in eine Situation des Zweifelns, der Anspannung oder der Irritation geraten, weil ihre Überzeugungen brüchig werden, nicht mehr stimmen, sich verändern. Zum Beispiel geht es um einen Mann, der glaubt einem Verbrechen auf der Spur zu sein, dann, weil er das falsche Foto schießt, selbst unter Verdacht gerät. Oder ein Exilchinese in Deutschland sieht sich allabendlich an seinem Radio die Verbindung der verschiedenen Weltkulturen herstellen, bis ein Beschwerdebrief wegen Ruhestörung ihm die Fäden aus der Hand nimmt.
Gernot Wolfram besticht durch seine komprimierte Schreibweise, durch die feine psychologische Ausarbeitung seiner Charaktere, die nicht zuviel verrät, durch seine Fähigkeit, Atmosphären, mit wenigen Strichen Welten im Kleinen entstehen zu lassen.
Gernot Wolfram besticht durch seine komprimierte Schreibweise, durch die feine psychologische Ausarbeitung seiner Charaktere, die nicht zuviel verrät, durch seine Fähigkeit, Atmosphären, mit wenigen Strichen Welten im Kleinen entstehen zu lassen.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Eine große Begabung macht Ijoma Magold bei Gernot Wolfram aus, der mit 28 Jahren sein Erzähldebüt gibt. Alles tadellos, schreibt Mangold begeistert: Wolframs Erzählungen seien von geradezu makelloser Geschlossenheit, Ausbalanciertheit, Stringenz. Der Erzähler sei seinem Gegenstand in jedem Moment gewachsen und schieße auch sprachlich nie über das Ziel hinaus. Weil aber alles so makellos, so tadellos wirkt, und weil ihn der Erzähler vollends überzeugt, wünscht sich Mangold, dass er beim nächsten Mal mehr über die Stränge schlagen möge. Soviel Kontrolliertheit und Beherrschung der Mittel findet Mangold unheimlich. Am besten beherrscht Wolfram die Figurenpsychologie, meint der Rezensent, sie sei so reich und raffiniert, dass sich stets aus einer Figur mehrere Parallelgeschichten ergäben. Am beeindruckendsten führt dies wohl die Erzählung "Prager Massage" vor, die vom postsozialistischen Aufbruch handelt. Die konsequente Verankerung seiner Figuren in der Wirklichkeit bewahren Wolfram gleichzeitig davor, lobt Mangold, einer Beschaulichkeit seiner genauen Erzählung zu erliegen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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