Die Handlung führt an das Gymnasium einer ungarischen Kleinstadt. Hier quälen sich die Jungen nicht gegenseitig, wie in Robert Musils zwei Jahrzehnte zuvor entstandenem "Zögling Törleß", sondern ein älterer Lehrer steht im Mittelpunkt, der als Folge überholter Lebensformen und -auffassungen von den Schülern drangsaliert und gedemütigt wird, bis hin zum dramatischen Klimax des Buches. Kosztolanyi erzählt, ebenso feinfühlig in der Sprache wie intensiv in der Geataltung, die Geschichte des Professors Antal Novak und seiner Tochter Hilda, die mit ihrem Geliebten dem elterlichen Haus entflieht. Dabei gelingt dem Autor ein eindrucksvolles Psychogramm menschlichen Verhaltens in einer untergehenden Welt.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Tilman Spreckelsen bedauert es sehr, dass der Autor in Deutschland nur wenig bekannt ist, und umso mehr begrüßt er nun das Erscheinen dieses bereits 1925 geschriebenen Romans. Thema ist der Konflikt zwischen einem Lehrer und einem Schüler, ein Konflikt, der - nicht zuletzt durch Missverständnisse, Empfindlichkeiten und Verletzungen auf beiden Seiten - in einer Tragödie endet. Besonders gut gefällt dabei dem Rezensenten, dass Kosztolanyi "Erklärungen" vermeidet und dem Leser Raum lässt für eigenen Interpretationen. Dies führe auch zu einem "atmosphärisch dichten Entwurf des Kleinstadtlebens", was bei der tragischen Entwicklung der Geschichte eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Lediglich die "bemühte Symbolik", etwa der über dem Haus des Lehrers fliegende Drache, wird vom Rezensenten als übertrieben moniert. Insgesamt jedoch zeigt er sich äußerst angetan von diesem Band, den er nicht nur "durchdacht und berührend" findet, sondern der auch viel von der Entstehung von Aggressionen in einer Kleinstadt und der Unfähigkeit beider Protagonisten zeigt, die Welt des jeweils anderen zu verstehen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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