Eigentlich ist Dambar hinduistischer Priester in seiner Heimat Nepal, als ein einschneidendes Ereignis ihn das Christentum für sich entdecken lässt. Eine Wahl, die in Nepal nicht gerne gesehen wird. Dambar beschließt, in die USA zu flüchten, landet aber in Deutschland, wo er versucht herauszufinden,
welche Pläne Gott für ihn hat.
Ich finde es nicht einfach, Bücher, in denen es um Religion und…mehrEigentlich ist Dambar hinduistischer Priester in seiner Heimat Nepal, als ein einschneidendes Ereignis ihn das Christentum für sich entdecken lässt. Eine Wahl, die in Nepal nicht gerne gesehen wird. Dambar beschließt, in die USA zu flüchten, landet aber in Deutschland, wo er versucht herauszufinden, welche Pläne Gott für ihn hat.
Ich finde es nicht einfach, Bücher, in denen es um Religion und Glauben geht, zu bewerten, aber die Autobiografie „Der Himmel über Kathmandu“ von Dambar Bahadur Adhikari war für mich in vielerlei Hinsicht fragwürdig. Die Einblicke in seine Kindheit in Nepal sind durchaus interessant und auch sein Verständnis von Glauben, in dem er eine Beziehung zu Jesus den starren Strukturen einer institutionalisierten Kirche vorzieht, ist mir sympathisch. Aber da ist dann leider auch schon Schluss mit meinem Wohlwollen.
Schon rein literarisch war das Buch eine Herausforderung. Stilistisch hat es mich an Berichte in der Kirchenzeitung über Karnevalsfeiern im Seniorenheim oder Ähnliches erinnert. Ich habe sehr lange gebraucht, es durchzulesen, weil ich einfach nie Lust hatte, es wieder in die Hand zu nehmen. Wir haben es hier auch nicht wirklich mit einer stringent erzählten Geschichte, sondern eher mit einer – immerhin chronologisch weitestgehend geordneten – Anhäufung von Anekdoten, die allerdings schon ein, wenn auch einseitiges, Gesamtbild ergeben.
Diese Einseitigkeit ist vor allem damit zu erklären, dass Adhikari hauptsächlich sich selbst im Fokus hat, und das auf eine Weise, die fast unangenehm ist, und alle anderen Menschen in seinem Umfeld zu Pappfiguren degradiert. Für sich selbst erlangt er allerdings auch nicht viel an Tiefe, da er konsequent auf jede Art von Reflexion verzichtet. Das ist nicht nur langweilig, sondern auch unangenehm bis an den Rand des Fremdschämens.
Was nun die Botschaften des Buches betrifft: Ja, es gibt durchaus einige, die von Wert sind, das kann ich nicht abstreiten. Es gibt aber auch einiges, das in den kritischen bis gefährlichen Bereich hineingeht. Da möchte ich nur die „Heilung“ eines Freundes von der Homosexualität erwähnen, mehr muss man wohl nicht sagen … Insgesamt scheint es unserem eifrigen Missionar mehr um Quantität als um Qualität zu gehen; es fallen viele Zahlen über Orte, an denen er war, Erfolge, die er erzielt, und Menschen, die er mehr oder weniger für seinen Gott „rekrutiert“ hat.
Ich möchte hier aber nicht über die Person Adhikari urteilen. Ich habe Ausschnitte aus einem Interview mit ihm gesehen und dort einen ganz anderen Eindruck von ihm gewonnen als während des Lesens seiner Autobiografie. Wie das zustande kommt, kann ich nicht sagen. Vielleicht liegt es an dem Stil, vielleicht wurde er bei der Überarbeitung nicht gut beraten, wer weiß. So oder so, für dieses Buch gilt: Für mich hat Glaube jeder Art auch ganz viel mit Bescheidenheit, Respekt, Reflexion und Innenleben zu tun. Und gelungene Lektüre mit gutem Stil. Diese Punkte habe ich in diesem Buch nur in sehr geringem Maße gefunden. Darum kann es von mir leider keine Leseempfehlung geben.