Der Irak-Krieg und die amtliche deutsche Kritik hielten unsere Öffentlichkeit ein Jahr lang in Bann. Setzte die deutsche Regierung ein Zeichen, oder störte sie nur den Betrieb der Macht, den sie diskret sogar unterstützte? Noch nie war die Bundesrepublik solchen Gefühlsausbrüchen und multilateraler Kritik ihres Hauptverbündeten ausgesetzt. Was damals die NATO erschütterte und den deutschen außenpolitischen Konsens gefährdete, scheint heute vergessen. Dabei hat der Irak-Krieg alle Probleme offengelegt, die einer modernen Gesellschaft begegnen, wenn sie in Regionen mit fremder Mentalität ordnend eingreift. Er machte uns nachdenklich über die Aussichten solcher Interventionen und sensibel für deren eigene und fremde Opfer. Er hat durch seine unvorstellbaren Kosten zur internationalen Finanzkrise beigetragen. Er hat den Westen geschwächt und damit eine Verschiebung der internationalen Machtgewichte befördert. Das alles geht uns an.
Um diesen Fragen nachzugehen, sichtete Dr. GünterJoetze seit 2002 amtliches Material und befragte Zeitzeugen. Er ist Botschafter a.D., verbrachte 18 Berufsjahre in multilateralen Verhandlungen und war zuletzt Präsident der Bundesakademie für Sicherheitspolitik. Danach hatte er einen Lehrauftrag an der Freien Universität Berlin und schrieb ein Buch über das Kosovo in der deutschen Politik.
Um diesen Fragen nachzugehen, sichtete Dr. GünterJoetze seit 2002 amtliches Material und befragte Zeitzeugen. Er ist Botschafter a.D., verbrachte 18 Berufsjahre in multilateralen Verhandlungen und war zuletzt Präsident der Bundesakademie für Sicherheitspolitik. Danach hatte er einen Lehrauftrag an der Freien Universität Berlin und schrieb ein Buch über das Kosovo in der deutschen Politik.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Für Rezensent Heiko Flottau bleibt es nicht nur bei dem Wunsch, Seite für Seite Formulierungen aus Günter Joetzes Studie "Der Irak als deutsches Problem" zu zitieren. Der ehemalige Präsident der Bundesakademie für Sicherheitspolitik stellt genau die Fragen, freut sich Flottau, welche die europäischen Politiker wohl nur hinter vorgehaltener Hand erörterten. So überlege der Autor beispielsweise, wie Streitkräfte aussehen müssten, die staatsfreie Räume befrieden und Terroristen bekämpfen wollten. Oder er mache auf die Fehlkalkulationen der amerikanischen Regierung aufmerksam, unter anderem das völlige Negieren der inneren Fragmentierung der irakischen Gesellschaft bei der Nachkriegsplanung. Besonders spannend findet der Kritiker schließlich auch die Lehren, die Joetze für Deutschland ziehe: Vorschusssolidarität mit den USA sei abzulehnen, vielmehr müssten eigene, unabhängige Prioritäten formuliert werden.
© Perlentaucher Medien GmbH
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