Rubens wird bis heute gerühmt für seine Schilderung der menschlichen Leidenschaften, von der Grausamkeit bis zur erotischen Hingabe. Doch so diesseitig, wie wir meinen, war seine Kunst keineswegs. Sie schuf eine neue, lebendige Sprache für eine wieder erblühende Kirche, die sich soeben von den Konfessionskriegen des 16. Jahrhunderts erholte. Nach den blutigen Kämpfen und den Bilderstürmen sollte der katholische Glaube nicht länger mit Gewalt erzwungen werden. Wie Bernini, so wollte auch Rubens durch eine sinnliche Kunst den Betrachter zum rechten Glauben überreden. Der farbige Glanz seiner Malerei, ihre Wärme und Festlichkeit, aber auch ihr Furor und ihre Klage waren dazu angetan, die Menschen religiös und ethisch zu bewegen. Willibald Sauerländer macht dies anhand von Rubens Altargemälden deutlich, deren ursprüngliche Bestimmung und Wirkung er eindrucksvoll vor Augen führt. Damit deckt er die eigentliche Botschaft dieser Bilder wieder auf und befreit sie von den säkularen Missverständnissen einer religionsfernen Nachwelt.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Ausgerechnet der sich selbst als "aufgeklärten Agnostiker" bezeichnende und einer protestantischen Familie entstammende Willibald Sauerländer arbeitet nun das Katholische im Werk Rubens heraus, freut sich Gottfried Knapp. Nachdem in der jüngeren Kunstgeschichte das Oeuvre des Barockmalers nicht zuletzt durch seine Aufbewahrung in weltlichen Museen systematisch säkularisiert worden ist, konzentriert sich der Autor höchst gewinnbringend auf den religiösen Kontext, in dem Rubens' zum Teil extrem gewaltsame Darstellungen von christlichen Märtyrern und seine monumentalen Altarbilder stehen, so der Rezensent begeistert. Dass hier jemand sich nicht mit kunsthistorischen Floskeln über religiöse Fragen hinwegsetzt, sondern sich intensiv mit den Auftraggebern und Ruben's gegenreformatorischem Impetus auseinandersetzt, ist Knapp sehr willkommen. Der Kunsthistoriker öffnet die Augen für die theologische Tiefendimension von Rubens' Werken und die Fähigkeit des Malers, mit seinen gruseligen Martyriumsdarstellungen sogar so etwas wie einen "Gottesbeweis" vorzulegen, preist er begeistert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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