Dieses Buch hat mich nachhaltig beeindruckt. Man liest oft davon, dass eine Geschichte nachhallt, aber hier trifft es tatsächlich zu. Die Handlung spielt auf dem Planeten Relativ, wo die Brillenträger leben. Ihre besondere Fähigkeit besteht darin, sich in andere einzufühlen und gewissermaßen mit dem
Herzen zu sehen. Für die Familie Blume verändert sich alles, als der kleine schwarz-weiße Roboter…mehrDieses Buch hat mich nachhaltig beeindruckt. Man liest oft davon, dass eine Geschichte nachhallt, aber hier trifft es tatsächlich zu. Die Handlung spielt auf dem Planeten Relativ, wo die Brillenträger leben. Ihre besondere Fähigkeit besteht darin, sich in andere einzufühlen und gewissermaßen mit dem Herzen zu sehen. Für die Familie Blume verändert sich alles, als der kleine schwarz-weiße Roboter Isso vom Planet Normal bei ihnen notlandet.
Flora und Isso könnten unterschiedlicher kaum sein und gerade diese Gegensätze machen den Reiz der Geschichte aus. Beide lernen voneinander, versuchen, die Welt durch die „Brille“ des anderen zu sehen, und gelangen dabei Schritt für Schritt an ein Geheimnis, das ihre Sicht auf die eigene Welt erschüttert und schließlich eine Bedrohung für den gesamten Planeten offenbart. Besonders spannend ist dabei, dass immer wieder in Frage gestellt wird, wer überhaupt als Feind gelten kann und ob es eine eindeutige Wahrheit gibt.
Ähnlich wie Antoine de Saint-Exupérys in „Der kleine Prinz“ (auch wenn die Geschichte eine ganz andere ist, habe ich öfters Parallelen gesehen) führt uns Knull auf eine traumähnliche Erzählung, die ebenso fantastisch wie erkenntnisreich ist: Wie sollten wir miteinander umgehen? Was hält unsere Gesellschaft zusammen? Was ist normales Verhalten? Was ist Wirklichkeit und Wahrheit? Gibt es überhaupt die eine wahre Wirklichkeit?
Der Autor verbindet kindlich-verspielte Elemente mit einer tiefgründigen Ebene, auf der Begriffe wortwörtlich genommen werden und Namen Bedeutung tragen. Die Planeten und ihre Bewohner stehen hier sinnbildlich für menschliche Eigenschaften und gesellschaftliche Strukturen. Vor allem aber für die Pole der menschlichen Erkenntnisgewinnung: das relative Gefühl, Wahrnehmung und die Empathie einerseits, die absolute Logik andererseits – und der schwierige, aber wichtige Weg, beide zu versöhnen.
Für mich ist dieses Buch nicht nur für Kinder geeignet. Gerade Erwachsene können hier viel herauslesen, denn es steckt voller Gedanken über Wahrnehmung, Mitgefühl, gesellschaftlichem Zusammenhalt und ist damit für mich auch ein sehr politisches Buch. Es ist eines der seltenen Bücher, die ich mehrmals lesen werden, weil ich einfach so viel daraus mitgenommen habe. Und ich hoffe, dass viele Menschen, Kinder wie Erwachsene, es lesen und wie ich es nun tue, die „Rahmlinge“ und „Filter“ bei sich selbst und im Umgang mit anderen deutlicher erkennen.