Wie lässt sich das Unsagbare sagen? Was tun, wenn einen die Lücke zwischen Wort und Bedeutung plötzlich zu verschlucken droht? Herta Müllers bewegende autobiographische Essays über ihr Aufwachsen im Rumänien Ceauscescus und ihren gefahrvollen Weg in den Westen und die Literatur sind Operationen am offenen Herzen der Sprache - eine lebenserhaltende Maßnahme.
"Ein sprachanalytisches Kunstwerk, das in eine Welt hinter den Wörtern führt." Sibylle Cramer, Frankfurter Rundschau, 20.09.03 "Herta Müllers Bücher entfachen einen poetischen Sturmlauf hinter der Stirn des Lesers. ... Herta Müllers Sprache ist aus einem anderen Holz geschnitzt als das verwöhnte Zierpflänzchen weiter Teile der deutschen Gegenwartsliteratur. Sie ist, wie die titelgebende Schachfigur ihrer jüngsten Essays, aus dem Stoff der zugleich feinsten und gröbsten Zweideutigkeit, Zug um Gegenzug der König, der sich verneigt und tötet." Aus der Laudatio zum Joseph-Breitbachpreis. Andrea Köhler, Neue Zürcher Zeitung, 27.09.03 "Das Bestürzende ihrer Essays liegt im Geheimnis ihrer schönen Sprache. Jedes ihrer Wörter ist ernst, das heißt, sie wiegen schwerer als das ganze Buch." Michael Naumann, Die Zeit, 05.02.04 "Dass Müller die Leser auf fantastische, oft beängstigende Pfade mitnimmt, ist ein wunderbares Geschenk: Wann kann man schon Sprache so genießen, wie gerade erschaffen, und zugleich klug darüber nachdenken." Simone Dattenberger, Münchner Merkur, 16.12.03 "Diese Essays ergänzen einerseits das Romanwerk der Autorin in intensiver Auseinandersetzung mit dem psychologischen und sprachlichen Auswirkungen politischer Repression. Aber vor allem sind es stilistisch eigenwillige und selbständige kleine Kunstwerke, die Lesevergnügen bewirken [...]." Ruth Klüger, Literaturen, 05/04
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
"Einiges hat Rezensent Heinrich Detering diesem Buch entgegenzusetzen, obwohl er andererseits der Meinung ist, dass es sich im Grunde literarischer Kritik entzieht, da die Autorin als Überlebende einer barbarischen Diktatur gegen alle Erwägungen zu Stil und Komposition immun sei. Auch in dieser Sammlung von Essays und Vorträgen beziehe sich Herta Müller noch einmal auf die lange Reihe von Verletzungen und Albtraumerinnerungen aus dem Rumänien Ceaucescus. Die "Bildschärfe mancher Albtraumszenen" ging Detering lange nach, "ebenso wie die jener kleinen Epiphanien der Zärtlichkeit". Insgesamt stören ihn aber missglückte Metaphern, das "Zerfließen von Assoziationsketten in zielloses Gemurmel", "schiefe und überanstrengte" Sentenzen, die sich für Detering oft wie Kalenderblätter lesen. An diesen Stellen erliegen die Texte für ihn der Gefahr, dass das darin geäußerte Entsetzen "larmoyant" wird und "der Schock zum Effekt". Und eben hier sieht er die Texte Herta Müllers ihrer ursprünglichen Absicht entgegen laufen: nämlich eine Entautomatisierung der Sprache zu betreiben, um den Schmerz wieder fühlbar zu machen.
© Perlentaucher Medien GmbH"
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