Rofner, Angestellter der Pensionsversicherungsanstalt, interessiert sich zunehmend für S., einen Kollegen, der eines Tages nicht mehr zum Dienst erschienen ist. Rofner geht eine Beziehung mit Eva ein, die früher die Freundin von S. war, über sie kommt er an dessen Aufzeichnungen heran. Fragmente dieser Aufzeichnungen stehen neben Rofners eigenen Tagebuchnotizen. Durch S., den er nie getroffen hat, findet Rofner den Mut, seinen eigenen Visionen zu folgen und das "Fließband" zu verlassen.
Der allseits gefeierte Roman "Selina" hat seinen Autor, der lange eher als Geheimtipp galt, ins Zentrum des Interesses gerückt. Auch in diesem Buch erzählt Kappacher von einem "anderen Leben"; fern jeglicher Naivität erinnert er uns daran, dass es gilt, unsere Träume zu bewahren.
Der allseits gefeierte Roman "Selina" hat seinen Autor, der lange eher als Geheimtipp galt, ins Zentrum des Interesses gerückt. Auch in diesem Buch erzählt Kappacher von einem "anderen Leben"; fern jeglicher Naivität erinnert er uns daran, dass es gilt, unsere Träume zu bewahren.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Christoph Bartmann begrüßt diese Neuausgabe von Walter Kappachers Roman "Der lange Brief" aus dem Jahr 1982. Für ihn auch ein willkommener Anlass, sich mit diesem österreichischen hierzulande weitgehend unbekannten Schriftsteller zu befassen, dem 2004 auf Peter Handkes Vorschlag der Hermann-Lenz-Preis verliehen wurde. An Handke fühlt er sich dann auch erinnert, nicht nur wegen des auf Handkes "Kurzen Brief zum langen Abschied" anspielenden Titels, sondern auch wegen des Amerikabezugs des Romans über den loyalen, aber verträumten Angestellten Rofner in einer Salzburger Pensionsversicherungsanstalt, der aus seiner langweiligen Existenz ausbrechen und es seinem verschwundenen Kollegen S. gleichtun möchte. Bartmann attestiert dem Werk, auf "sympathische Weise" gealtert zu sein. Die dargestellte Angestelltenwelt Rofners scheint ihm fast rührend, auf jeden Fall anachronistisch, die fremde Welt des Kollegen S., der von Aufruhr und Demonstrationen in Detroit berichtet, dagegen näher an der Gegenwart. Man merkt dem Werk in seinen Augen die ökologisch bewegten frühen 1980er Jahre mit ihren Öko-Utopien an. Zugleich aber hat es für ihn noch etwas vom 19. Jahrhundert. Jedenfalls findet er in dem Buch eine "entschiedene und sehnsuchtsvolle Menschen- und Naturfreundschaft", einen "von heute her schwer nachvollziehbaren, aber keinesfalls zu verspottenden Glauben an das 'Andere'".
© Perlentaucher Medien GmbH
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