Der Mahr und die Mär von Björn Remiszewski ist kein klassischer Fantasy-Roman – und genau das macht ihn interessant. Kein episches Weltenbasteln, keine Heldenreise im Blockbuster-Tempo. Stattdessen: leise Töne, psychologische Tiefe und ein märchenhafter Unterton, der lange nachwirkt.
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Mittelpunkt stehen zwei Jugendliche: Theodor und Malte. Als Malte seinen Freund mitten in der Nacht mitnimmt…mehrDer Mahr und die Mär von Björn Remiszewski ist kein klassischer Fantasy-Roman – und genau das macht ihn interessant. Kein episches Weltenbasteln, keine Heldenreise im Blockbuster-Tempo. Stattdessen: leise Töne, psychologische Tiefe und ein märchenhafter Unterton, der lange nachwirkt.
Im Mittelpunkt stehen zwei Jugendliche: Theodor und Malte. Als Malte seinen Freund mitten in der Nacht mitnimmt in eine fremde Welt, beginnt eine Reise, die weniger von Action als von innerem Wandel lebt. Die fremde Welt wirkt nicht überladen, sondern bewusst zurückgenommen – melancholisch, brüchig, manchmal bedrohlich. Das Böse hier ist nicht greifbar, sondern etwas, das sich langsam offenbart – in Albträumen, Ängsten, Erinnerungen.
Remiszewski nutzt das Fantastische als Spiegel. Die Reise ist eine Auseinandersetzung mit verdrängten Gefühlen, eine Prüfung von Freundschaft und Vertrauen. Besonders stark ist die Sprache: ruhig, präzise, atmosphärisch dicht. Kein Fantasy-Klischee, sondern eigene Töne.
Schwachpunkt: Der Einstieg ist sehr langsam. Das erste Drittel nimmt sich viel Raum für Stimmung und innere Prozesse – was literarisch funktioniert, aber Leser:innen mit weniger Geduld verlieren könnte. Wer dranbleibt, wird mit Tiefe belohnt.
Was das Buch trägt, ist sein Vertrauen in die Kraft von Andeutungen. Die Struktur erinnert an Märchen, ohne sie zu kopieren: Prüfungen, der Wald, das Unheimliche. Vieles bleibt offen, aber genau das macht es spannend. Kein „großes“ Fantasy-Abenteuer – eher eine stille Auseinandersetzung mit Angst, Verlust und Veränderung.
Fazit: Für Leser:innen, die auf Atmosphäre statt Spektakel setzen, auf Sprache statt Tempo. Und für alle, die sich vom Märchenhaften nicht blenden lassen, sondern darin etwas Zeitloses sehen.
8/10 - „Der Mahr und die Mär“ ist ein starkes Debüt mit eigener Stimme. Sprachlich eindrucksvoll, inhaltlich mutig, wenn auch im ersten Drittel zu zögerlich.