Allen Krisen zum Trotz: Die politischen Eliten Amerikas pflegen das Selbstbild eines auserwählten Amerikas. Manfred Henningsen über die fatalen Folgen eines überlebten Mythos und die Chancen der wichtigsten Weltmacht, sich endlich der Wirklichkeit zu stellen._Demokratisches Sendungsbewusstsein und machtpolitischer Anspruch auf strategische und ökonomische Vorherrschaft prägen das amerikanische Selbstbild. Das Selbstverständnis der Vereinigten Staaten entspringt einem populären, heroischen Geschichtsbild, in dem die dunklen Seiten der eigenen Vergangenheit nur am Rand auftauchen. Die latente Weigerung, die gewalttätige eigene Gründungsgeschichte samt ihren genozidalen Aktionen gegen die indianischen Völker des Kontinents, der Sklaverei und des Rassismus als Erblast des Amerikanismus anzuerkennen, verstellt immer noch den Blick der politischen Elite auf das eigene Land. Nicht Folter und Rechtsbruch im Kampf gegen den Terrorismus prägen den politischen Diskurs, sondern die klangvolle Rhetorik amerikanischer Auserwähltheit und der Chance jedes Einzelnen, den amerikanischen Traum zu leben._Manfred Henningsen, der seit vielen Jahrzehnten in Amerika lebt und arbeitet, zeichnet anhand vieler historischer Ereignisse und vor allem am Beispiel des jahrhundertealten Rassismus gegenüber der schwarzen Bevölkerung die Entwicklung des amerikanischen Selbstbildes nach und zeigt auf, warum die Amerikaner sich so schwer damit tun, sich den Anforderungen der Gegenwart zu stellen - auch unter Obama. »Der Mythos Amerika« ist eine kritische Bestandsaufnahme der Vereinigten Staaten - und zugleich ein geistiges Zeugnis für die Fähigkeit des Landes zur Selbstbesinnung und Selbstkorrektur.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Selten sei das "Land der Freiheit" so deutlich als "Land der Völkermorde" dargestellt worden, schreibt Rezensent Rolf-Bernhard Essig. Dennoch sei dieses Buch weit davon entfernt, eine Lektüre für Amerikahasser zu sein. Denn undemagogisch zeichne der seit 1970 an der Universität Hawaii lehrende deutsch-amerikanische Politologe die amerikanischen Gründungsmythen und -lügen nach, samt der fatalen Folgen, die der Amerikanische Traum für Indianer und Schwarze hatte. Auch untersuche er Klischees der Sklaverei und des Rassismus bis ins 20. Jahrhundert, und biete "erhellende Daten aus der Forschungsgeschichte". Trotzdem sei das Buch nicht wirklich ein großer Wurf, merke man ihm doch sein Entstehen aus verschiedenen Essays des Autors an. Auch vermisst Essig die Frage nach dem Rassismus der Schwarzen ebenso, wie die Behandlung der Rolle der Latinos. Dann stören ihn viele Fremdwörter, die dem amerikanisierten Deutsch des Autors geschuldet seien.
© Perlentaucher Medien GmbH
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