Der Gaullismus: einer der großen politischen Mythen des 20. Jahrhunderts.Charles de Gaulle ist die überragende politische Gestalt Frankreichs im 20. Jahrhundert. Als Leitfigur des Widerstands gegen Deutschland im Zweiten Weltkrieg, Chef der ersten Nachkriegsregierung und Begründer der V. Republik hat er die Grundsteine des modernen Frankreichs gelegt. Zugleich ist er der Ausgangspunkt einer eigenen politischen Tradition sowie eines Mythos, der auf unterschiedliche Weise in den vergangenen 60 Jahren wirksam geworden ist. Matthias Waechter untersucht die Geschichte des De-Gaulle-Mythos, ausgehend von den Kriegsjahren, in denen der zunächst fast unbekannte General schrittweise zum Gegenstand einer populären Verehrung und zum Symbol der vorbildgebenden Traditionen Frankreichs wird. In der Nachkriegszeit wirkt der Mythos um de Gaulle zunächst einheitsstiftend innerhalb der tief zerrissenen französischen Gesellschaft. Schnell aber rückt der General in das Zentrum heftigster politischerKonflikte, als er seine eigene Partei begründet und den Kampf gegen die IV. Republik aufnimmt. Für seine Anhänger wird de Gaulle zum Gegenstand eines bewußt betriebenen Heldenkults; seine Feinde, allen voran die Kommunisten, erheben ihn dagegen zum Anti-Mythos.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Wilfried Loth begrüßt Matthias Waechters Darstellung des "Mythos des Gaullismus", auch weil Charles de Gaulle hierzulande nicht allzu bekannt ist. Wie er unterstreicht, zeichnet der Autor nicht nur de Gaulles Aufstieg zum ersten Präsidenten der V. Republik nach. Auch den Mythos um diesen Ausnahmepolitiker nimmt er unter die Lupe, der sich während seiner Zeit im Londoner Exil seit 1940 gebildet hatte. Zudem werden Wirkungen und Wandlungen dieses Mythos bis zur Beauftragung de Gaulles mit der Regierungsbildung im Mai 1958 untersucht. Waechters Rekonstruktion dieses Mythos' findet Loth "luzide", die Darstellung insgesamt "umsichtig". Er attestiert dem Autor, die Grundelemente von de Gaulles Machtstellung aufzuzeigen. Etwas unterbelichtet bleibt zu seinem Bedauern, dass sich de Gaulle oft als Retter zur Lösung von teilweise selbst verursachten Problemen präsentierte.
© Perlentaucher Medien GmbH
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