Echt nicht schlecht!
Sarah Wolff ist Strafverteidigerin und aufgrund eines schrecklichen Ereignisses in ihrer Kindheit psychisch vorbelastet. Nach einigen üblen Beziehungen landet sie mit ihrer Teenager-Tochter in einem Haus am Berliner Stadtrand. Die Ereignisse, die nun beginnen und nicht mehr
zu enden scheinen, bringen sie an den Rand ihrer Kräfte. Wer glaubt auch schon, dass ein Einbrecher…mehrEcht nicht schlecht!
Sarah Wolff ist Strafverteidigerin und aufgrund eines schrecklichen Ereignisses in ihrer Kindheit psychisch vorbelastet. Nach einigen üblen Beziehungen landet sie mit ihrer Teenager-Tochter in einem Haus am Berliner Stadtrand. Die Ereignisse, die nun beginnen und nicht mehr zu enden scheinen, bringen sie an den Rand ihrer Kräfte. Wer glaubt auch schon, dass ein Einbrecher Abfall entsorgt, den Kühlschrank auffüllt und Dinge erledigt, die vergessen wurden? Dafür gibt es doch sicher Erklärungen, das ist doch alles kein Grund zur Panik! Oder etwa doch?
Es dauert ein Weilchen, bis das Vorgeplänkel Sinn macht und man versteht, wohin die Reise gehen soll. Das fühlte sich stark danach an, dass Fitzek das selbst erst beim Schreiben herausgefunden hat. Da ich ja immer gespannt bin, ob ich einen guten oder miesen Fitzek vor mir habe, gehört das schon fast zum Lesevergnügen dazu. Einzelne Szenen sind schon hier hart und schwer zu ertragen, besonders, wenn man auf alles, das Kindern schlimmes passieren kann, so sensibel reagiert, wie ich.
Im Laufe der Story erlebt Sarah teils kleine, teils überwältigend große Horrormomente, wobei das, was danach geschieht, noch mehr an die Nerven und auf die Psyche geht. Als Leser oder Hörer der Hörbuchversion, die wie immer super gut von Simon Jäger eingelesen wurde, fragt man sich unweigerlich, ob Sarah Wahnvorstellungen hat und wenn nicht, wie all das so passieren kann. Dazu kommen verhältnismäßig viele Figuren, die der Reihe nach alle verdächtig sind. Viele lose Fäden, die am Ende erschreckend viel Sinn ergeben und zusammenfinden.
Ein wenig strapaziert Fitzek auch die künstlerische Freiheit, die an manchen Stellen doch eher in Richtung Logikfehler rutscht. Aber im Großen und Ganzen ist Der Nachbar um Längen besser gelungen als einiger seiner anderen Bücher, die ich gelesen hatte. Nur das Ende ist hier vielleicht doch etwas extrem an den Haaren herbeigezogen und übertrieben. Aber schlecht ist das dennoch nicht. Und der Cliffhanger lässt offen, ob er nur schocken soll oder es einen weiteren Band geben wird. Schlau, schlau!
Bleibt also zusammenfassend zu sagen, dass mit etwas mehr Ruhe und weniger Massenproduktion an Büchern ganz sicher die störenden Unebenheiten geglättet werden könnten. Aber durchaus lesbar oder hörbar. Die Figuren sind toll gezeichnet und die Wendungen richtig schön tricky. So könnte ich doch noch zum echten Fan werden. Vier Sterne.