Orhan Pamuk ist nicht nur einer der bedeutendsten Schriftsteller unserer Zeit, Pamuk ist auch ein großer Leser. Wie wirken Romane auf ihre Leser? Muss der Schriftsteller alles erlebt haben, wovon seine Romane erzählen? Warum wird ein Roman erst durch die Mischung aus Phantasie und Wirklichkeit glaubhaft? Um zu wissen, wie Schreiben geht, was alles möglich ist, muss man lesen. Orhan Pamuk, der die Weltliteratur wie kaum ein anderer kennt, erzählt uns in seinem bezauberndem Band 'Der naive und der sentimentalische Romancier', was das wahre Lesevergnügen ausmacht.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Was sind sentimentalische, was naive Romanautoren? Ernst Osterkamp erklärt diese Einteilung, die Orhan Pamuk von Schiller übernommen hat, wie folgt: der naive Autor schreibe unbefangen und ohne theoretischen Ballast, er lasse sich auf Gefühle und Stimmungen in und um seine Figuren ein. Der sentimentalische hingegen gehe im Schreiben theoretisch und strategisch vor, er plane und entwerfe. An diesen beiden Begriffen entwickelt Orhan Pamuk dem Rezensenten in den vorliegenden Vorlesungen seine Romanpoetik. Dabei orientiert er sich an seinen eigenen Erfahrungen als Autor und Leser, erfahren wir von Osterkamp. Besonders interessieren ihn die Umbrüche in der Weltwahrnehmung, die Menschen lesend erleben. Osterkamp bezweifelt zwar, dass die Erklärungen des Autors bei jedem Literaturwissenschaftler auf Zuspruch treffen würden, er selbst ist aber begeistert von den - gleichermaßen naiven und sentimentalischen - Ausführungen Pamuks. Der beherrsche zweifelsfrei beide Schreibweisen, weiß der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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