Klassiker aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, , Veranstaltung: -, Sprache: Deutsch, Abstract: Jemand mußte Josef K. verleumdet haben, denn ohne daß er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet. Die Köchin der Frau Grubach, seiner Zimmervermieterin, die ihm jeden Tag gegen acht Uhr früh das Frühstück brachte, kam diesmal nicht. Das war noch niemals geschehen. K. wartete noch ein Weilchen, sah von seinem Kopfkissen aus die alte Frau, die ihm gegenüber wohnte und die ihn mit einer an ihr ganz ungewöhnlichen Neugierde beobachtete, dann aber, gleichzeitig befremdet und hungrig, läutete er. Sofort klopfte es und ein Mann, den er in dieser Wohnung noch niemals gesehen hatte, trat ein. Er war schlank und doch fest gebaut, er trug ein anliegendes schwarzes Kleid, das, ähnlich den Reiseanzügen, mit verschiedenen Falten, Taschen, Schnallen, Knöpfen und einem Gürtel versehen war und infolgedessen, ohne daß man sich darüber klar wurde, wozu es dienen sollte, besonders praktisch erschien. "Wer sind Sie?" fragte K. und saß gleich halb aufrecht im Bett. Der Mann aber ging über die Frage hinweg, als müsse man seine Erscheinung hinnehmen, und sagte bloß seinerseits: "Sie haben geläutet?" "Anna soll mir das Frühstück bringen", sagte K. und versuchte, zunächst stillschweigend, durch Aufmerksamkeit und Überlegung festzustellen, wer der Mann eigentlich war. Aber dieser setzte sich nicht allzulange seinen Blicken aus, sondern wandte sich zur Tür, die er ein wenig öffnete, um jemandem, der offenbar knapp hinter der Tür stand, zu sagen: "Er will, daß Anna ihm das Frühstück bringt." Ein kleines Gelächter im Nebenzimmer folgte, es war nach dem Klang nicht sicher, ob nicht mehrere Personen daran beteiligt waren. Obwohl der fremde Mann dadurch nichts erfahren haben konnte, was er nicht schon früher gewußt hätte, sagte er nun doch zu K. im Tone einer Meldung: "Es ist unmöglich." "Das wäre ne
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Das Rad, beziehungsweise Franz Kafkas berühmten Roman, erfindet diese von Reiner Stach herausgegebene und kommentierte neue Fassung nicht neu, meint Rezensent Tilman Spreckelsen, aber sie ermöglicht einen guten Einstieg ins Werk. Textlich orientiert sie sich weitgehend an der S. Fischer-Ausgabe, lesen wir, dass die Interpunktion auf Lesbarkeit hin angepasst wurde, gefällt dem Rezensenten nicht unbedingt. Auf seinen Zuspruch stößt hingegen der umfangreiche Kommentarteil, der unter anderem ein Glossar enthält, das einige zum Werkverständnis hilfreiche Begriffe anführt. Besonders hilfreich sind Passagen im Kommentar, so Spreckelsen, die auf Biografisches oder historische Bezüge hinweisen. So erfahren die Leser etwa, nennt er als Beispiel, dass ein Konflikt Kafkas mit seiner Verlobten Felice Bauer verschlüsselt Niederschlag im Buch findet.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Stach bleibt nah am Text und vermeidet theoretische Höhenflüge. Er distanziert sich damit von ausschließlich psychoanalytischen, gesellschaftspolitischen und religiös-mythischen Auslegungen« (Helmut Böttiger, Deutschlandfunk Kultur, 22.02.2024) »Der Biograf Stach gilt als bester Kafka-Kenner unserer Zeit. Jetzt bietet er kluge Handreichungen zu den Hauptwerken Kafkas an. Betreutes Lesen at its best.« (Marc Reichwein, Welt, 19.03.2024) »Hundert Jahre nach seinem Tod ist Franz Kafka gegenwärtiger denn je.« (Paul Ingendaay, FAZ Bücher-Podcast, 24.02.2024) »Der umfangreiche Stellenkommentar von Reiner Stach sowie dessen Ausführungen zur Entstehung, Überlieferung und Rezeption des Romans sind (...) überaus kenntnisreich und erhellend. « (Heiko Buhr, Lebensart im Norden, Mai 2024) »Mit der vom Kafka-Biografen Reiner Stach neu edierten und mit ausführlichen Stellenkommentaren versehenen Ausgabe wird ein frischer Blick in Kafkas Werkstatt ermöglicht.« (Erich Klein, anzeiger, 5/2024) »Die von Reiner Stach kommentierte Ausgabe zeichnet nach, wie es Kafka seinerzeit gelang, ein derart dichtes Geflecht aus Bürokratie, Schuld und existenzieller Verzweiflung zu knüpfen, das bis heute nichts von seiner Gespenstigkeit einbüßt.« (Kira Kramer, FAZ, 27.11.2024)
Prädikat "Grandios" - Gekonnt spielt Lydia Herms mit der Skurrilität der Szenerie. Überraschend luftig und fein fließend gestaltet sie den Textvortrag. Dazu schwingt stets eine reizende Süffisanz zwischen den Zeilen. Kafkas weltweit meistgelesener und mannigfaltig interpretierter Roman, der 1914/15 entstand und erst nach seinem Tod veröffentlicht wurde, ist ein literarisches Meisterwerk. Durchaus ein Geniestreich der Vortragskunst ist dieses Hörbuch.








