Eines Tages stößt Yves Bonnefoy in seinen Papieren auf ein unvollendetes Gedicht-Manuskript, "Der rote Schal". Er beschließt, es zu vernichten. Doch jetzt, ein halbes Jahrhundert nach der Niederschrift, entdeckt er in diesem Gedicht verschüttete Erinnerungen: an die ländlichen Orte seiner Kindheit, Vater und Mutter, an den "Roten Sand", den Abenteuerroman aus einer geheimnisvollen Wüste, an "La Révolution la nuit, das berühmte Bild von Max Ernst. Er will herausfinden, was ihn angetrieben hat sein ganzes langes Leben. Daher kommt die Dringlichkeit im letzten Buch des über Neunzigjährigen: "Es ist Zeit, jetzt, höchste Zeit, dass ich mir die wirklichen Fragen stelle." Entstanden ist ein großes Buch über das Schreiben und eine der schönsten Kindheitsgeschichten der französischen Literatur.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Joseph Hanimann scheint positiv verwirrt angesichts dieses Textes des hochbetagten Yves Bonnefoy. Was der Autor aus einem Gedichtfragment hervorzaubert, für Hanimann eine Mischung aus Thriller, Dichtungstraktat und psychologischer Selbstbetrachtung, ist trotz mühsam zu lesender Zusammenhanglosigkeiten und Deutungen eine letztlich für Autor und Leser fruchtbare Auseinandersetzung mit Dichtung und Sprache und dem Werk Bonnefoys, Dichtung und Poetologie in einem, meint Hanimann.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Schreiben hält die Erinnerung an die Einheit von Ich und Sprache wach, an den Fluss, an das Morgenlicht. Von der letzten Seite her wirken die fragmentarischen Gedichte leicht. Wer sie ein zweites Mal liest, erkennt in ihnen die Farben eines langen Lebens." Gisela Trahms, Der Tagesspiegel, 09.12.18 "'Der rote Schal' ist eine wunderbare Entdeckungsreise eines alt gewordenen weisen Literaten auf der Suche nach allem, was er verdrängt hat, was 'verkapselt, verschlossen ist'. 'Der rote Schal' ist eine literarisch und psychologisch komplexe Wegbeschreibung, Augenöffner für jeden, der sich auf die Suche nach sich selbst macht." Verena Auffermann, Deutschlandfunk Kultur, 13.12.18 "Hat je ein Dichter bescheidener formuliert, was er als seinen Auftrag versteht? Und könnte es ein schöneres, weil in einem emphatischen Sinn poetisch genaues Beispiel geben dafür, was es heißt, 'den Gebrauch von Wörtern zu bewahren', als dieses Buch? ... Mag auch die Unerschrockenheit eine Voraussetzung ihres Gelingens sein, so gehört dazu noch mehr Demut, da Erinnerung nie vollends gelingt. Yves Bonnefoy hatte beides und dazu bis ins hohe Alter die poetische Spannkraft. So dass zuletzt ein stilles Werk glückte, das vom langen Scheitern erzählt." Roman Bucheli, Neue Zürcher Zeitung, 10.08.19 "Das letzte Buch des französischen Dichters Yves Bonnefoy ist ein einzigartiger Mix aus Essay, Memoir und Krimi." Andreas Isenschmid, Die Zeit, 23.05.19







