Evelyn Grill erzählt die berührende Geschichte eines "Messie" im Widerstand gegen unsere Wegwerfgesellschaft: Alfred Irgang ist Sammler. Er sammelt schlichtweg alles, was ihm in die Hände fällt: alte Zeitungen, neuwertige Zahnprothesen und andere Dinge, die seine Mitmenschen unbedacht der Müllabfuhr überantworten. Entsprechend vollgeräumt sind auch seine Wohnung und diverse Kellerabteile, was zu beträchtlichen Schwierigkeiten mit der Hausverwaltung führt, ihn aber nicht daran hindert, weiter auf die Jagd nach Kostbarkeiten zu gehen. Weiß nicht ein achtlos entsorgtes Damenmieder ebenso viel zu erzählen wie ein Biedermeiersekretär?Mit feiner Ironie führt Evelyn Grill in ihrem Roman eine Welt vor, in der die Devise "leben und leben lassen" von der Gier nach Vereinnahmung eines Unangepassten zu Grabe getragen wird.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Evelyn Grills neues Buch erzählt die Geschichte von einem ungewöhnlichen Sammler, Alfred Irgang, der in seiner Wohnung alles aufbewahrt, was das Leben so abwirft, vom Joghurtbecher bis zu ausgefallenen Haaren. Dieser "Archivar des Lebens" fühlt sich ganz glücklich mit seiner Neigung, stößt aber auf die Unverständlichkeit seiner Umgebung, die ihn als krankhaften Fall betrachtet. Mit diesem Buch befasst sich die Schriftstellerin mit einem ihrer Lieblingsthemen, dem Sonderling, meint Jörg Magenau, der ihren "grotesken" und "unterhaltsamen" Roman und seine Figur in der Nähe von Jakob Heins "Herr Jensen" und Jan Faktors "Schornstein" platziert. Das Hauptmotiv dieses Buchs sieht der Rezensent in dem Verhältnis von Wirklichkeit und Kunst, weil Irgang seine Wohnung nach ästhetischen Prinzipien zumüllt. Ein "hinterlistiger" Roman über die Entstehung von Kunst also, der laut Magenau mit "dezenter Ironie" und "kalkulierter Boshaftigkeit" glänzen kann. Nur zu ordentlich ist ihm die Geschichte über einen Müllsammler manchmal konstruiert, die Figuren zu effizient eingesetzt, die Namen und Szenen zu deutlich symbolisch aufgeladen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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